Eine unerwartete Begegnung - Ramsay & Zerina

Ihr Atem ging flach, leicht rasselnd. Es wollte ihr zunehmend schwer fallen, zu atmen. Dass Ramsay währenddessen emsig um sie herum wuselte, bemerkte sie nicht. Eine Ohnmacht wollte sich nicht einstellen, ebensowenig wie Schlaf, stattdessen überkam sie ein irreales Gefühl. So als würde dies gar nicht geschehen. Sie spürte dass jemand an ihr herumfummelte, doch dies verblasste. Nichts wollte mehr eine Bedeutung haben...Das Leben verliess sie in langsamen roten Bahnen, die aus den Wunden ihres Rückens rannen. Dann wurde es mit einem mal warm, angenehm warm. Dennoch zitterte die junge Frau, welche noch immer ihre Augen geschlossen hielt. Dieser Dämmerzustand war schön, er nahm ihr den Schmerz ein wenig. Ein Körper schmiegte sich Wärme spendend an sie und in ihren Gedanken kuschelte sie sich ganz nahe heran. In der Realität bewegte sie sich jedoch keinen einzigen Millimeter vom Fleck. "Vater...Vergib mir...Ich liebe dich..." nuschelte sie kaum hörbar, ehe sie endlich von gnädiger Dunkelheit empfangen wurde.

Ich wurde durch das Krähen eines Hahnes geweckt. Immer noch an Zerina gekuschelt lag ich im Bett. Ich meinte ein Atmen zu vernehmen und zu erkennen, dass sich ihr Körper langsam hob und senkte. "Gut, sie hat die Nacht überstanden." Zufrieden und erleichtert stand ich auf. Ich stand vorsichtig auf um sie nicht zu wecken und schaute an mir herunter. Ich war immer noch von Zerinas Blut bedeckt. Es wurde Zeit mich zu waschen. In der Ecke des Zimmers fand ich einen Eimer mit Wasser und einem Tuch darin. Ich wusch mir das Blut der jungen Frau vom Körper und als ich fertig war blickte ich zu ihr.
Ich näherte mich dem Bett, zog die Decke zurück und löste ihren Verband. Ihre Wunden mussten gereinigt werden, sonst würde sie mir noch wegsterben. Als ich ihren Rücken freigelegt hatte fing ich an sie zu säubern.

Erschöpft wie sie war, schlief sie die gesamte Nacht lang durch, ohne ein einziges Mal zu erwachen. Dass Ramsay längst auf den Beinen war, bekam sie nicht mit, erst als die Decke fortgezogen wurde, erwachte Zerina und musste sich einen Augenblick lang orientieren. Sie konnte ihre Hände nicht bewegen, sie fühlten sich taub an, gefesselt...Ihr langes seidiges Haar war ihr in der nacht ins Gesicht gefallen, es bedeckte es wie einen dunklen Schleier. Dann wurde ihr wieder bewusst, wo sie sich befand. Und mit wem. Panik kroch in ihr empor. "Was tut Ihr?" erkundigte sie sich alarmiert. Es schmerzte erneut so sehr. Was auch immer er dort tat.

Während ich sie wusch erwachte Zerina aus ihrem Schlaf. "Was ich tue? Nun ich rette dir dein Leben Zerina." erklärte ich ihr. "Und nun halte still bis ich fertig bin." befahl ich ihr. Als ich mit der Reinigung so gut es ging fertig war, holte ich einen weiteren Verband aus meiner Tasche und verband ihre Wunden aufs neue.
"So." sagte ich zufrieden. Ich blickte sie an. "Kannst du dich bewegen?" fragte ich sie. Wir mussten an diesem Tag eine gute Strecke Weg hinter uns bringen. Je früher wir aufbrachen, desto besser.
Ich begann meine Sachen zusammen zu suchen und in meine Tasche zu stopfen.

Zerina...Wenn er sie weiterhin so nannte, würde es nicht lang dauern, bis man sie erkannte. Das war gut! Sehr gut sogar! Zuerst hatte sie es ja bereut, Ramsay verraten zu haben, wer sie war, aber mittlerweile war sie zu dem Schluss gelangt, dass es ein guter Einfall war. "Weshalb tut Ihr das? Damit Ihr mich weiter quälen könnt?" Ihre Stimme klang rau und belegt, ihr Hals schmerzte von ihrem Schreien in der vergangenen Nacht...Aber ingesamt gesehen fühlte sie sich bereits kräftiger.
Sie hielt still, wenn auch angespannt und als Ramsay sie fragte, ob sie sich bewegen könne, entfuhr ihr ein kehliges Lachen, das wenig mit dem anmutigen Klang zu tun hatte, welcher für gewöhnlich ihr Stimmbänder verliess. "Ihr beliebt zu scherzen, nicht wahr?" Ihre Hände waren gefesselt und ihr Rücken brannte noch immer sehr, wie sollte sie sich da aufrappeln. Lediglich den Kopf konnte sie zur anderen Seite drehen.

"Nun ich brauche auf meiner Reise etwas Gesellschaft und eine solch liebreizende wie dich werde ich wohl nicht so schnell finden" erklärte ich ihr mit einen Lächeln auf den Lippen. Welches nach ihren nächsten Worten schlagartig verschwand. "Höre ich mich so an als ob ich scherzen würde?" fuhr ich sie gereizt an. Sie sollte sich nicht so anstellen.
Ich ging zurück zum Bett, fasste sie an der Schulter und drehte sie auf den Rücken. "Siehst du? Damit ist der Anfang doch schon geschafft" Ich lachte erneut auf. "Und nun beweg dich aus dem Bett. Es sei den ich soll den Gürtel erneut holen um dir Beine zu machen."
Ich betrachtete wie sie dort nackt im Bett lag und spürte wie sich meine Männlichkeit beim Anblick ihrer Brüste erneut regte. "Dafür ist keine Zeit!" schoss es mir durch den Kopf. Ich wendete mich ab und begann mich anzukleiden.

"Liebreizend genug, um sie halb tot zu prügeln." Sie konnte sich diese Erwiderung einfach nicht verkneifen. Und nein. Nein, er klang nicht so, als würde er scherzen. Er klang eher wie jemand, der keinerlei Ehrgefühl im Leib hatte. Aber das behielt sie schön für sich. "Das tut Ihr nicht." gab sie ruhig zurück, wimmerte jedoch wieder als er ihre Schulter fasste und sie kurzerhand auf den Rücken drehte. "Nein..." bat sie leise, denn allein diese Berührung schmerzte bereits. Sie spürte seine Blicke auf sich, verlangend wie Feuer, und betete dass er nicht erneut über sie herfallen würde...Er tat es nicht, sondern wandte sich ab. Zerina atmete tief durch, biss die Zähne fest zusammen und setzte sich auf, was die Haut auf ihrem Rücken spannen liess. "Au..." jammerte sie leise und rappelte sich hoch, bis sie schliesslich neben dem Bett stand. Sie sah auf Ramsays Rückansicht und schaute sich dann nach einer Waffe um, entdeckte jedoch keine, also blieb sie, wo sie war. Vielleicht schaffte sie es ja, sich aus dem Fenster zu stürzen, zum Stall zu laufen und den Schecken zu holen...Falls sie sich beim Sturz nichts brach.
Langsam schlich sie also in Richtung Fenster.

Ich lächelte zufrieden als ich Zerinas scherzhaftes Stöhnen hörte. Sie war wohl aufgestanden. Ich hatte Hose und Stiefel schon angezogen und hob gerade meinen Lederwams auf, als eine Münze aus einer Tasche des Wamses viel und über den Boden hinter mich rollte. Ich folgte dem Weg der Münze und sah, dass Zerina tatsächlich stand, sich aber anstatt in meine Richtung in Richtung Fenster bewegte. "Will sie etwa?" schoss es mir durch den Kopf.
Ich überlegte nicht lange, zog mein Messer und warf es. Es flog knapp an ihrem Ohr vorbei und blieb im Fensterrahmen stecken. "Wohin glaubst du zu gehen?" fragte ich sie, während ich zum Fenster ging, sie überholte und mein Messer aus dem Rahmen zog. Ich sah sie lächelnd an.

Stückchen für Stückchen schlich sie sich beinahe lautlos zum Fenster. Dass sie dabei vollkommen nackt war, war ihr nun auch gleich. Beinahe hatte sie es geschafft, da vernahm sie hinter sich ein leises 'Pling' und kurz darauf schoss etwas haarscharf an ihrem Kopf vorbei, um im Fensterrahmen stecken zu bleiben. Mit grossen Augen starrte sie zuerst auf die Waffe, während ihr eine Stimme im Inneren zuflüsterte 'Nimm es!! Jetzt!'. Doch sie hatte zu lang gezögert, sodass Ramsay an ihr vorbeitrat und das Messer an sich nahm. Schwer schluckend wandte sie sich ihm zu. "Ich wollte fort." antwortete sie dann wahrheitsgemäß. "Stellt Euch vor, Ihr befändet Euch in meiner Lage. Würdet Ihr nicht ebenfalls fortlaufen wollen?" Sein Lächeln erwiderte sie natürlich nicht.

Mein Lächeln verstarb als ich ihre Worte hörte. "Hast du mir gestern Nacht nicht versprochen nicht zu fliehen? Hast du nicht gesagt, dass du an meiner Seite bleiben würdest? Du hast mein Vertrauen in dich wirklich enttäuscht." Ich trat etwas näher an sie heran. "Versuch das nochmal und du wirst bemerken, dass die Schmerzen von gestern Nacht nichts gegen die sind die noch kommen."
Ich hob öffnete ihre Handfesseln. "Geh und kleide dich mit dem Rest der Kleidung die dir geblieben ist." Ich zeigte mit dem Messer auf den Haufen Kleider, die sie am Abend zuvor ausgezogen hatte. Ihr Kleid war zum Teil nicht mehr zu gebrauchen, da ich daraus ihre Fesseln gemacht hatte. Ich blieb wo ich war und beobachtete sie bei ihrem tuen.

"Das habe ich." bestätigte sie. "Allerdings war dies, bevor Ihr mir mitteiltet, mich niemals gehen zu lassen und dass es Euch Freude bereitet, mich zu verletzen. Ich wäre freiwillig geblieben, aber nicht unter derartigen Umständen." Er wollte ihre Freundschaft doch überhaupt nicht!
Aber wenigstens löste er endlich ihre Fesseln und sie hoftte, er würde nie wieder eine Waffe in ihre Richtung schleudern. Zerina wollte derartige Gegenstände nicht in die Hand nehmen aber sie wusste auch nicht, zu was sie imstande wäre, wenn sie es täte.
Auf seine Anweisung hin, kleidete sie sich langsam an. Das Kleid war durchlöchert wie ein zu lang gereifter Käse und seitlich war es aufgerissen, sodass es beinahe ihren gesamten Schenkel preisgab. Sie würde frieren, das war ihr bereits jetzt bewusst. "Ich wäre bereit." liess sie Ramsay schliesslich wissen. "Darf ich erfahren, wohin die Reise geht?"

Als sie sich angezogen hatte, ließ ich meinen Blick ihren Schenkel entlang wander. "Eine wundervolle Aussicht." Ich ging Richtung Tür und schloss sie auf. "Wohl an, dann lass uns aufbrechen. Wir reiten nach Hüglingen." Was sollte es schaden sie wissen zu lassen wohin es ging. "Nach dir." Ich deutete eine Verbeugung an uns ließ sie an mir vorbeitreten. "Halt im Schankraum gefälligst deine Klappe, sprich kein Wort und bleib an meiner Seiteund lächle." sagte ich ihr im Vorbeigehen.
Aufgrund ihrer Wunden ging es schleppend die Treppen herunter. Im Schankraum roch es bereits nach frischem Brot als wir eintraten.
Als der Ober uns sah kam er auf uns zu. "MyLord, MyLady. Einen wünderschönen guten Morgen. War die Nacht angenehm?" Ich bemerkte wie er Zerina einen sorgenvollen Blick zuwarf. "Ja danke, ich brauche für die Reise noch etwas Verpflegung. Lass Wasser, Wein, Brot und Fleisch zu meinem Pferd bringen." Der Ober nickte, sagte "Sehr wohl MyLord". und entfernte sich um meinen Anweisungen nachzukommen. Ich gab Zerina ein Zeichen zu warten während ich zum Wirt ging und meine Zeche bezahlte.

Zerinas Blick ruhte leicht verächtlich auf Ramsay, während dieser ihren Schenkel betrachtete. Das Mitleid, welches er noch in der Nacht zuvor in ihr geweckt hatte, war verpufft und hatte Abneigung Platz geschaffen. "Dieser Ort sagt mir nichts aber ich werde es ja sehen." Sie kannte ja kaum Orte in Westeros. Ohne Ramsay eines Blickes zu würdigen, trat sie an ihm vorbei, vernahm seine Worte und rümpfte kurz unmerklich ihre Nase. Als würde sie das nicht selbst wissen! Als hätte sie Interesse daren, erneut geschlagen zu werden! "Natürlich." Und zum Zeichen dass sie begriffen hatte, schenkte sie ihm ihr strahlendstes Lächeln.
Langsam und vorsichtig machte sie sich dann an den Abstieg, wobei ihr unten angelangt, beinahe übel wurde als ihr der Brotgeruch in die Nase drang. Ihr streckte eben noch die vergangene Nacht in den Knochen...
Der Wirt kam augenblicklich herbei geeilt und Zerina nickte höflich lächelnd. "Gewiss, Eure Unterkunft ist sehr komfortabel, mein Herr." Jeodch erreichte das Lächeln ihre Augen nicht. Diese flehten stumm um Hilfe, die jedoch nicht erfolgte. Man liess sie allein, während Sachen zusammengepackt wurden und Ramsay zahlte. Doch diesmal blieb Zerina, wo sie war und unternahm keinen Fluchtversuch.

Ich zahlte dem Wirt für das Essen und das Bett aus. Gab ihm aber noch eine Münze oben drauf wegen der Sauerrei, die ich in seinem Bett verursacht hatte. Er verbeugte sich tief und dankte mir von Herzen für meinen Besuch. Ich drehte mich wieder um und sah, dass Zerina brav auf mich wartete und nicht wieder einen sinnlosen Fluchtversuch wagte.
Ich trat zu ihr. "Komm, lass uns die Pferde holen und aufbrechen.". Ich ging zur Tür, öffnete sie und trat in die angenehme Morgenluft heraus. Der Boden war immer noch etwas feucht vom Sturm der letzten Nacht. Ich blickte über die Schulter und wartete auf Zerina. Als sie herausgetreten war meinte ich "Ein wundervolles Wetter nicht wahr? Wir sollten eine gute Strecke schaffen." Zumindest hoffte ich das. Ich war mir nicht sicher wie weit es Zerina mit ihrem Rücken auf einem Sattel aushalten würde. Ich musste mir diesbezüglich etwas einfallen lassen.
Wir gingen Richtung Stallungen, wo ich aus der Ferne schon einen Burschen mit unserem Proviant warten sah.

"Ja..." Das 'Mylord' sparte sie sich. Ramsay war ein sadistischer Bastard und gewiss kein Lord. Sie folgte ihm langsam ins Freie, wo sie vor Kälte erschauerte. "Es ist kalt." teilte sie ihm überflüssigerweise mit, ehe sie sich dem Stall zuwandte, welchen sie schliesslich betrat. An dem Burschen, der an der Tür mit Proviant wartete, trat sie einfach vorbei, so entging ihr dass er ihr interessiert nachblickte. Zerina war noch von den Ereignissen der Nacht schockiert. Zu schockiert, als dass sie richtig auf ihre Umgebung hätte eingehen können. Immer wieder sah sie diese Bilder vor sich, sah Ramsay vor sich, wie er sie rücksichtslos nahm...Spürte diesen Schmerz, welcher schliesslich sogar ihr Bewusstsein geraubt hatte. Und nun brannte ihr Rücken immer noch wie Feuer.
Geradewegs steuerte sie ihren Schecken an, welcher freudig wieherte als er sie entdeckte. Zerina vergrub aufschluchzend ihr Gesicht in der weichen langen Mähne des Tieres.

Wir erreichten den Stall. Zerina ging zitternd und zielstrebig an dem Burschen mit dem Proviant vorbei zu ihrem Pferd. Der Junge schaute ihr nach. Ich verzog das Gesicht. Was fiel ihm ein ihr nachzuschauen? Meine Hand ballte sich zur Faust. Als er mich kommen sah, erschrack er leicht und verbeugte sich. "Eurer Proviant MyLord." Ich schaute ihn an. "Danke." Er schien meine Wut nicht bemerkt zu haben. Wahrscheinlich war er immer noch von Zerinas anmutiger Gestalt abgelenkt. Ich schlug ihm ins Gesicht. Er fiel nieder. Lächelnd stand ich über ihm. "Mach das du weg kommst." Mit Tränen in den Augen sprang er auf und lief Richtung Gasthaus davon.
Ich packte mir den Proviant, der in 2 Beutel gepackt worden war, und ging zu den Pferden. Dort fand ich Zerina schluchzend an ihrem Schecken stehen. Ich verpackte die Beutel in die Satteltaschen meines Rappen und trat zu ihr. Streichelte ihr Pferd. "Ich habe gestern schon bemerkt, dass dein Pferd trotz seiner Erschöpfung wunderschön ist." log ich sie an. Eigentlich konnte ich nicht viel mit Pferden anfangen. Ich ging einmal um es herum und zog mein Messer, plazierte es an der Kehle des Tieres, welches daraufhin nervös mit den Hufen schabte.
"Zerina hör auf zu weinen. Ich habe dir doch gesagt, dass du in der Öffentlichkeit lächeln sollt. Es wäre besser wenn du auf mich hörst. Es wäre doch tragisch wenn deinem Pferdchen etwas passiert oder?"

Sie bekam nichts von dem, was draussen vor sich ging, mit. Dass Ramsay sich zu ihr gesellte, bemerkte sie dafür umso deutlicher. Er streichelte den Schecken, was Zerina ganz und gar nicht passte, denn sie liebte dieses Pferd über alles. "Fasst es nicht an." verlangte sie mit ungewohnt fester Stimme. "Macht mir mir, was Euch beliebt, aber lasst mein Pferd in Ruhe." Anderenfalls würde sie sehr sehr wütend werden, oh ja. Es brach ihr das Herz, mitanzusehen, wie Ramsay sein Messer gegen die Kehle des Tieres drückte. Wut stieg in ihr auf und sie wünschte, der Schecke würde Ramsay einfach niederstampfen. Gross genug war das Tier ja, nur leider auch brav.
Zerinas Tränen waren längst versiegt und alles, was sie empfand, war Hass. "Du kannst mir nicht mehr drohen, Bastard." stiess sie zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor, während ihre Augen ihn gefährlich anfunkelten. Er verdiente in ihren Augen nicht einmal mehr die höfliche Anrede wenn er nicht einmal vor hilflosen Tieren Halt machte. "Du bist ausserstande, dir Respekt wie ein ehrenvoller Mann zu verschaffen, weil du schwach bist. Weil du niemals Liebe oder Wärme kennen gelernt hast. Du denkst, du bist grossartig, weil dich die Menschen fürchten, aber das bist du nicht. Du bist eine jämmerliche, schwache Kreatur und ich möchte mir nicht ausmalen, was geschehen wird, wenn die Menschen dieses Landstriches erkennen, dass du dich nur aufblasen und wehrlose Frauen und Tiere bedrohen kannst. Du bist kein Mann, du bist ein Junge, der spielen will. Spielen, auf seine eigene geisteskranke Art und Weise. Ich hatte anfänglich Mitleid, aber das ist jetzt vorbei, denn du bist viel zu weit gegangen." Während sie sprach, war sie ihm sehr nahe gekommen, sah ihm geradewegs in das Gesicht, wobei ihre Stimme noch immer leise klang. "Mir ist bewusst, dass du mich jetzt wieder quälen wirst, weil ich den kleinen Jungen beleidigt habe. Nur zu, tu dir keinen Zwang an, du missratene Kreatur."
Zerina war eine steingeborene! Ihr Volk war das älteste überhaupt! Die Skagosi waren direkte Nachfahren der ersten Menschen, mehr noch als es ein jeder Nordmann in Westeros jemals sein konnte. Es war an der Zeit, dass sie dies zeigte...Auch wenn sie ihre Wurzeln immer missachtet hatte. Sie hatte es im Blut. Sie konnte stark sein, wenn sie es sein musste.

Als Zerina zu Ende gesprochen hatte fing ich an zu lachen. Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte immer sie wäre eine ruhige, naive und pessimistische junge Frau. "Hahaha, das hätte ich nun wirklich nicht von dir gedacht. Du hast ja ein Paar richtig große Eier da unten, obwohl ich diese gestern nicht gesehen habe." Ich ließ das Messer sinken und ließ von ihrem Pferd ab, schaute sie an und gab ihr eine kräftige Kopfnuss an die Stirn. Ein angenehmer Schmerz durchfuhr meinen Kopf. "Was glaubst du eigentlich wer du bist mich in aller Öffentlichkeit zu beleidigen? Du bist nicht von hier und hast keine Ahnung davon wie die Dinge hier ablaufen. Also behalte solche Dinge lieber in deinem schönen Köpflein anstatt sie herauszurufen wie eine billige Hure ihre Preise. Dir wird eh niemand zuhören. Die Leute haben uns zusammen gesehen und glauben eher auf mein Wort wenn ich ihnen erzähle, dass du verrückt bist." Ich steckte mein Messer weg und trat noch einen Schritt näher an sie heran. "Wir klären das später, jetzt müssen wir los. Steig auf dein Pferd. Wir sind ohnehin schneller mit jeweils einem." befahl ich ihr und beobachtete sie kalt. Sie hatte es übertrieben. Dafür würde ich sie leiden lassen. Aber ich musste wirklich weiter.

Über seine rüde Ausdrucksweise rümpfte Zerina nur die Nase. Und da hiess es, die Skagosi seien Barbaren. Sie kommentierte dies dann auch nicht weiter, taumelte jedoch ein paar Schritte zurück als Ramsay seinen Kopf gegen den ihren stiess. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und wieder einmal schoss ihr durch den Kopf, dass er wahnsinnig war. Es brachte nichts, mit ihm zu reden, da war ihr Pferd ja aufnahmefähiger. "Ich sage, was mir beliebt. Wenn du das verhindern möchtest, musst du mir schon die Zunge herausschneiden." Sie würde sich nun nicht mehr tarnen. Zerina war eine Prinzessin und das durfte ruhig jeder erfahren! Ob man sie dann für geiteskrank erklärte oder nicht. Als er wieder an sie herantrat, wich sie nicht zurück, auch wenn sie erwartete dass er wieder etwas vorhatte. "Und wenn ich das nicht tue?" Trotzig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust.

Ihr Verhalten überraschte mich leicht. Was war aus der schüchternen, verängstigten Prinzessin vom Voarbend geworden. Hatte sie ihr wahres Ich die ganze Zeit versteckt, so wie ihre wahre Identität?
Zerina war nicht so leicht zu brechen, wie ich erwartet hatte. Sie könnte sogar ein häterer Brocken sein als Stinker.
Ich schaute sie an, jeder Rest von gespielter Freundlichkeit war aus meinem Gesicht gewichen. "Nun wenn du dich meinen Anweisungen widersetzt, dann werde ich dich hier und jetzt nehmen. Mehrmals. Dich mit den Zügeln deines Pferdes züchtigen und dich anschließend mit ihnen fesseln. Dann hole ich mir eine Axt vom Metzger und töte dein Pferd. Zerschneide es in kleine Teile und verfüttere diese an die Hunde...und du darfst dabei zuschauen. Dann werde ich dich wieder nehmen und vielleicht sogar ein paar der Männer aus dem Gasthof einladen dies zu tuen." erklärte ich ihr mein Vorhaben, wenn sie sich nicht wieder anfing zu benehmen. Ich lächelte wieder. "Und Zerina, wie hättest du es gerne? Tust du jetzt was ich dir sage oder muss ich härtere Seiten aufziehen?"

Überraschung spiegelte sich auf Ramsays Gesicht wider, kurz nur, aber für den Bruchteil einer Sekunde sah man keinen Wahnsinn auf seiner noch so jungen und keineswegs unattraktiven Miene. Er wirkte während dieses einen kleinen Momentes wie ein ganz normaler, junger Mann, welchem soeben etwas unfassbar erstaunendes aufgefallen war. Beinahe hätte Zerina sanft gelächelt, doch dann verdüsterte sich Ramsays Miene wieder. Seine Worte liessen sie schlucken und nur, weil sie gerade eben etwas anderes in ihm gesehen hatte, hiess das nicht dass sie seinen Drohungen keinen Glauben schenken durfte. "Du scheinst ja sehr grosses Interesse an mir zu hegen." gab sie zurück, um dann endlich auf den Schecken zu steigen. Es schmerzte, denn die Haut ihres Rückens spannte sich bei den Bewegungen, aber sie biss ihre Zähne zusammen, bis sie aufrecht im Sattel sass, wo sie einen Moment lang darüber nachdachte, Ramsay einfach nieder zu reiten. Sie unterliess es. Warum? Nun, vielleicht weil sie dieses winzigen Funken gesunden Menschenverstandes in ihm entdeckt hatte..."Ich wäre dann aufbruchbereit." teilte sie ihm mit kühler Stimme mit.

Ob ich großes Interesse an ihr hegte? Nun ja aus einem mir nicht ganz klaren Grund schon. Abgesehen von der Freude, die ich dabei habe sie zu quälen und ihrem wohl geformten Körper beschäftigte mich noch etwas an ihr. Etwas das mich ehrlich gesagt selbst überraschte. Sie hatte am vergangen Abend tatsächlich Mitgefühl für mich empfunden und wollte aus freien Stücken bei mir bleiben. So etwas hatte mir noch niemand gesagt. Ich verwarf meine Gedanken wieder. "Totaler Quatsch. Ich bin wie ich bin und wahrlich lieben tut mich niemand. Nicht mal mein Vater."
Ich ging auf Zerinas Aussage nicht weiter ein, lächelte zufrieden und atmete unbeabsichtigt auf als sie sich ohne weiteres Murren auf ihr Pferd setzte. Ich ging zu meinem Rappen und stieg ebenfalls auf. "Ausgezeichnet. Wollen wir dann?" fragte ich und setzte mein Pferd in Bewegung. Wir ritten wieder auf die Straße über die wie angekommen waren, setzten unseren Weg aber in die andere Richtung fort.

Von seinen Gedanken ahnte Zerina wahrlich überhaupt nichts, anderenfalls wäre es wohl an ihr gewesen, überrascht zu sein. So aber, beschäftigte sie sich vielmehr damit, einen Plan zu ersinnen. Sie musste fort von ihm und zwar möglichst bald! Möglichst bevor er sie dermassen zurichten konnte, dass sie nicht mehr imstande wäre, sich selbständig fortzubewegen. Hinter ihrer kühlen aufgesetzten Fassade verspürte Zerina Furcht, doch die Verachtung war gewichen. Ein wenig zumindest.
Nun wartete sie, bis auch er sein Pferd bestiegen hatte. "Nach Euch." Sie sprach ihn absichtlich wieder mit der höflichen Anrede an. Man würde sehen, wie lange er sich dies verdiente...

Ich ritt vor ihr vom Hof des Gasthauses runter und auf die Straße. Es freute mich, dass sie wieder anfing mich mit der höflichen Anrede anzusprechen. Anderenfalls, hätte es auch Aufsehen erregen können. Immerhin kannte man mich hier im Norden.
Als wir ein gutes Stück auf dem Weg geritten waren ließ ich mein Pferd langsamer werden um auf gleicher Höhe mit Zerina zu sein. "Wie geht es Euch? Könnt Ihr es noch aushalten?" fragte ich sie voller Mitgefühl. Dieses Mal war es auch nicht gespielt. Sie durfte nicht mitten auf dem Weg schlapp machen. Ich hatte ebenfalls entschlossen sie wieder mit der gehobeneren Anrede anzusprechen. Dies erregte weniger Aufmerksamkeit. "Wie ist es mit der Kälte hier im Norden? Haltet Ihr sie aus?" Vielleicht hätte ich gestern nicht ihr Kleid als Fesseln benutzen sollen." schoss es mir durch den Kopf. Ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Wie hätte ich auch ahnen können, dass ich sie mitnehmen würde?

Sie musste den Schecken immer wieder antreiben, da dieser es nicht einsah, Ramsays Pferd freiwillig zu folgen. Er hatte das Tier bedroht und das vergaß es so rasch nicht.
Doch schliesslich befanden sie sich auf der Straße und Ramsay ritt neben ihr. Seine Frage nach ihrem Befinden erfolgte unerwartet, sodass sie ihm einen verwunderten Blick zuwarf. "Es geht schon, habt Dank." Würde sie ihm Auskunft über ihren eigentlichen Zustand erteilen, würde er sicherlich lachen oder ihr verdeutlichen dass sie selbst Schuld war...Zerina fror, ihr Rücken brannte bei jeder Bewegung des Pferdes unter sich und ihr Mund fühlte sich trocken wie eine Wüste an. "Auf Skagos ist es kälter." erklärte sie dann. "Die Insel liegt weit im Norden, ein Teil von ihr ragt bis in das Gebiet hinter der Mauer. Bei gutem Wetter kann man die Mauer erkennen." Sie befeuchtete kurz ihre Lippen mit der Zunge, ehe sie seitlich zu Ramsay blickte. "Weshalb interessiert Euch mein Befinden?" Der Klang ihrer Stimme war mehr interessiert als barsch.