Eine unerwartete Begegnung - Ramsay & Zerina

Einige Tage waren vergangen, seit sie in Weisswasserhafen von Bord gegangen war. All ihre Münzen, welche sie aus Skagos mitgenommen hatte, hatte sie bei der gefährlichen Überfahrt ausgegeben, um damit das Stillschweigen der Besatzung zu erkaufen. Zerina hoffte wahrlich, dass sie die Männer nicht verrieten, denn sie wussten um die wahre Identität der Prinzessin. "Münzen? Kannst froh sein, nicht von meiner gesamten Besatzung durchgenommen worden zu sein, Mädchen. So ein hübsches junges Ding wird ohnehin nicht lange überleben. Na ja, viel Glück." Nicht gerade erbauende Worte, welche ihr mit auf den unbekannten Weg gegeben wurden...
Nun befand sie sich bereits seit Tagen auf der Suche nach...Sie wusste es nicht. Etwas essbarem? Einem Unterschlupf? Zerina verspürte Hunger, wie sie ihn nie zuvor gekannt hatte, und selbst ihr Schecke schien schwächer zu werden, sodass sie schliesslich abstieg und das Pferd führte. "Wir finden etwas, mein grosser..."
Doch so langsam bereute die nun ehemalige Prinzessin ihre Flucht beinahe...
Zerina befand sich auf dem Weg durch ein Waldstück, in welchem ihr einige Meter entfernt ein junger Mann auffiel, den sie kurzerhand ansteuerte, obwohl es gefährlich war. Jeder könnte sie an ihren Vater verraten, wenn er nur wüsste, wer sie war...Auch wenn sie mittlerweile ihr feines Kleid gegen ein weniger feines eingetauscht hatte.
"Seid gegrüsst." Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, ehe sie fortfuhr. "Ich bin auf der Suche nach Essen und einer Schlafstatt. Ihr könnt mir nicht zufällig mitteilen, wo ich derlei finde...?"

Es war schon einige Tage her seitdem ich von Grauenstein aus nach Hüglingen aufgebrochen war um eine dringende Nachricht meines hohen Vaters an Lady Staublin zu überbringen. Diese Nachricht war so wichtig, dass sie nicht per Rabe verschickt werden konnte, Raben konnten abgeschossen oder gefangen werden. Also entsandte mein Vater mich.
Ich befand mich auf einem Weg durch ein Waldstück, als ich mich entschloss eine kleine Pause einzulegen. An einem geeigneten Platz stieg ich von meinem Pferd und setzte mich auf einen großen Stein in die Sonne, während mein Pferd zu grasen begann. Nach einiger Zeit bemerkte ich das Geräusch von Hufen und sah ein junges Mädchen, ihr Pferd zu Fuß führend, den Weg aus der Richtung kommen aus der ich gekommen war. Als sie mich bermerkte änderte sie ihre Richtung und ging auf mich zu. Als sie vor mir stand sprach sie mich mit einem strahlenden Lächeln an. Ich grüße euch ebenfalls MyLady. Doch in der Tat. Ich selbst bin gerade auch auf dem Weg zu einem mir gut bekannten Gasthaus." Ich war den Weg zwischen Grauenstein und Hüglingen schon mehrmals geritten und auch an besagtem Gasthaus schon verbeigekommen."Ihr und euer Pferd seht ziemlich erledigt aus. Seid Ihr schon lange unterwegs?"

"Ich bin keine Lady...Mylord." erklärte sie rasch und ihrerseits ebenfalls noch die höfliche Anrede anfügend, ehe sich ihre Miene wieder aufhellte. "Oh, das trifft sich ja ausgezeichnet." Ja, dass er sich ebenfalls auf dem Weg zu einem Gasthaus befand, war tatsächlich ein glücklicher Zufall. Es gab da nur ein gaaaanz kleines Hindernis: Wie sollte Zerina für die Annehmlichkeiten eines Gasthaues zahlen? Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen. Zunächst war die Aussicht darauf, schon bald etwas zu essen und die Möglichkeit einer sicheren Schlafstätte zu erhalten, zu verlockend. "Würde es Euch etwas ausmachen, wenn ich Euch begleite?" War dies aufdringlich? Wahrscheinlich. Zerina senkte kurz ihr Haupt, hob es jedoch wieder als sie erneut angesprochen wurde. "Ja, ich wandere nun bereits seit Tagen umher." gab sie dann mit höflicher Zurückhaltung zu. Wäre es unrecht, ihn nach seinem Ziel zu fragen? Sicherlich. Aber sie würde auch später noch mit ihm sprechen können. Vielleicht.

Nun gut es handelte sich bei der jungen Dame vor mir also um keine Lady und eine Hure dürfte sie auch nicht sein. Mir war nicht bekannt, dass Huren mehrere Tage von einem Ort zu einem anderen wanderten, obwohl sie den entsprechenden Körperbau für eine anständige Hure hatte. An wen war ich da wohl geraten? Es war noch ein langer weg bis nach Hüglingen und eine Begleitperson zu haben konnte die Reise etwas unterhaltsamer gestalten. "Ganz im Gegenteil, über ein bisschen Gesellschaft kann ich mich wohl kaum beklagen." Schwungvoll erhob ich mich von meinem Stein. "Wollen wir dann los? Wir haben noch ein paar Stunden Weg vor uns bis wir das Gasthaus erreichen." Ich machte mich auf den Weg zu meinem Pferd. "Da fällt mir ein: Wie lautet euer Name? Es lässt sich einfacher Reisen wenn man seine Begleiter anständig ansprechen kann."

Während er sich von dem kleinen Fels, auf dem er gesessen hatte, erhob, musterte Zerina ihn möglichst unauffällig ein wenig eingehender. Sie sollte achtgeben, war ihr geraten worden. Auch in Westeros sollte es Menschen geben, die alles andere als vertrauenswürdig waren. Doch der junge Mann hier vor ihr machte einen anständigen Eindruck, sodass sie keinen Anlass zur Furcht sah. Er war ein Reisender, wie sie, und wenn man sich ein Stück des Weges teilen konnte, war es doch gleich nicht mehr so einsam, nicht wahr?
Was der Mann ebenso zu sehen schien, denn er willigte augenblicklich ein. "Ihr ahnt gar nicht, wie sehr mich dies freut." liess sie ihn wissen und blickte zu ihrem Schecken, der sich mittlerweile zu dem Pferd des Mannes gesellt hatte, um gemeinsam mit dem anderen Tier zu grasen. "Da die zwei offenbar gleich satt sind, wir jedoch noch nicht: Ja, wenn es Euch nichts ausmacht, könnten wir gleich aufbrechen." Leicht lächelnd folgte sie ihm zu den Tieren und schwang sich in den Sattel ihres Schecken. Dass sie tatsächlich nach ihrem Namen gefragt wurde, bedachte sie dabei nicht sodass sie einen Moment lang zögerte, ehe sie antwortete. "Zarah, Mylord. Mein Name lautet Zarah. Nennt mich einfach so, wenn es Euch beliebt, denn mein Nachname wird keiner sein, von dem ihr je gehört hättet." Oder auch doch, aber dieses Risiko wollte Zerina lieber nicht eingehen. "Darf ich auch Euren werten Namen erfahren, Mylord?"

Zarah hieß sie also und ihren Nachnamen wollte sie mir nicht nennen. Ziemlich verdächtig. Ich wollte es aber zunächst dabei belassen, vielleicht konnte ich auf unserer gemeinsamen Reise etwas mehr über meine neue Begleiterin erfahren. Mit einem Lächeln stieg ich auf meinen schwarzen Rappen und griff in meine geräumige Satteltasche und nahm einen Apfel heraus "Hier Zarah für Euch. Ihr seht mir etwas ausgehungert aus." und warf ihr den Apfel zu. Meinen Namen wollte sie wissen? Nun gut ich sah keinen Grund ihn ihr zu verschweigen "Mein Name ist Ramsay, Sohn von Roose Bolton dem Wächter des Nordens. Euch ist der Name sicherlich bekannt?". Der letzte Satz war mehr eine Frage als eine Aussage.

Er warf ihr einen Apfel zu, welchen sie mehr zufällig, fing. Niemals zuvor war ihr etwas zugeworfen worden. Immer wurde ihr alles beinahe feierlich überreicht. Selbst wenn dies nur ein frisches Unterkleid war...Beinahe entglitt der Apfel ihren Händen, doch dann hatte sie ihn fest im Griff. "Ich danke euch, Ihr seid wahrlich ein sehr freundlicher Mann." lächelte sie, um dann einen Bissen zu essen. Die Frucht war süss und saftig, und erinnerte sie an ihre Heimat, wo es immer Winteräpfel gab, welche in der Küche mit verschiedenen Gewürzen gebacken wurden...Wurde sie nun etwa melancholisch?
Rasch lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Begleitung, welche sich ihr soeben namentlich vorstellte. "Es ehrt mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylord." lächelte sie, während sie in ihrem Kopf nach Wissen suchte. Kannte sie seinen Namen...? Ja, sie hatte einige Jahre lang gelernt. Lesen und Schreiben, sowie Kunde über den grossen Kontinent, Westeros. Auch einige Namen waren darunter, wie beispielsweise 'Lannister' oder 'Stark'. Doch der Name 'Bolton' wollte ihr nichts sagen. Nun, ihr Wissen war begrenzt, sie war eben eine Aussenstehende, aber weil sie nicht unhöflich erscheinen wollte, nickte sie schliesslich. "Selbstverständlich ist mir Euer werter Name geläufig, Mylord. Umso grösser ist die Ehre, Euch begleiten zu dürfen."
Sie hatte eine Hälfte des Apfels verspeist, die andere gab sie ihrem Pferd.

Belustigt über die Art wie sie den Apfel auffing beobachtete ich Zarah wie sie genussvoll in diesen hineinbiss. Sie schien eine Zeit lang zu überlegen bevor sie sagte dass sie meinen Namen kenne. Sie schien entweder nicht von hier zu sein oder wollte mich nicht auf meine Abstammung ansprechen, was auch um einiges besser für sie wäre. Trotz meiner Bedenken sagte ich "Es freut mich, dass Ihr von mir gehört habt." Als sie ihrem Pferd die andere Hälfte des Apfels gab bemerkte ich erst, dass dieses ebenfalls etwas schwach wirkte. Anscheinend hatte sie eine lange Reise hinter sich. [color=#00FFFF]"Wollen wir dann?"[/color fragte ich und ließ meinen Rappen antraben.

Zerina bemerkte, dass sie beim Fangen des Apfels beobachtet wurde, was sie augenblicklich erröten liess. "Verzeiht, ich bin ein wahrer Tölpel." Verlegen grinste sie Ramsay zaghaft zu, ehe sie sich dem Apfel widmete, der natürlich gerecht mit dem Pferd geteilt wurde. Erstens weil Zerina das Tier liebte und zweitens weil ein schwaches Pferd nichts nutzte. Wenn es starb, würde sie dies auch viel früher tun, denn ohne Pferd kam man kaum vorwärts und sie besass kein Geld für ein neues...
"Gewiss habe ich dies, Mylord. Der gute Ruf Eures Hauses eilt Euch meilenweit voraus." So etwas zu äussern war doch nie verkehrt, nicht wahr?
Sie lächelte noch einmal und trieb den Schecken dann ebenfalls an. "Gern."
Nachdem sie ein Stück weit geritten waren, stieg Zerinas Neugier und sie vermochte sich nicht mehr an ihr eigenes Vorhaben, einfach still zu sein, zu halten. "Was tut Ihr so? Wie lebt Ihr? Habt Ihr Frau und Kinder?" platzte es also aus ihr heraus, denn Zerina war furchtbar neugierig auf Westeros. Wie die Menschen, welche sich 'zivilisiert' nannten, denn so lebten. Ausserdem war Ramsay der erste in Westeros, mit dem sie sich unterhielt. "Verzeiht, ich wollte nicht aufdringlich sein." schob sie dann allerdings hinterher. Im Geiste sah sie das mahnende Gesicht ihres hohen Vaters vor sich und hörte dessen Worte 'Zerina, denke immer daran: Eine Prinzessin hält sich zurück. Bei allem!' Nun, die meiste Zeit über, gelang ihr dies, denn ihr Wesen war von Natur aus sanftmütig und edel. Doch manchmal, so wie jetzt, war auch sie einfach nur eine wissensdurstige Frau.

Das sie mein Haus mit einem guten Ruf in Verbindung brachte machte deutlich, dass sie wohl kaum aus der Gegend kommen würde. Viele andere Häuser sahen das Hause Bolton nicht als ein Haus des guten Rufes an. Außerdem hatte ich selbst bei vielen keinen besonders guten Ruf. Zu meinem Unmut wurde ich meistens nur Boltons Bastard genannt. "Euch sei Eure Neugierde verziehen. Ich für meinen Teil finde an Neugierde nichts schlechtes. Es zeugt lediglich von Interesse an Informationen des Gesprächpartners."Sie schien wahrlich von Neugierde gepackt zu sein. "Nun ich lebe auf Grauenstein, dem Sitz meines Vaters und verfüge in dessen Abwesenheit über das Kommando der Festung." fing ich mit meiner Erzählung an. "Kinder habe ich keine, eine eheliche Frau ebenfalls nicht. Ich habe aber 9 Hündchen, die ich selbst groß gezogen habe und auch immer wieder mit auf die Jagd nehme." Nun konnte ich wiederrum meine Neugierde nicht zurückhalten "Was ist mit Euch Zarah? Woher stammt ihr? Was führt euch in diese Gegend."

"Ihr habt mir vermutlich das Leben gerettet, wie könnte ich da kein Interesse zeigen?" gab sie leicht schmunzelnd zurück.
"Es ist sicherlich eine grosse Verantwortung, eine ganze Festung allein zu führen." meinte sie dann. "Aber ich bin sicher dass Ihr dies ohne Probleme meistert." Besonders wenn er alle so gütig behandelte, wie Zerina.
Als er von Hündchen erzählte, breitete sich ein Lächeln auf ihren Gesicht aus. "Gleich 9? Das sind eine Menge. Ich liebe Tiere, sie sind so treu und verständnisvoll." Sie missverstand den Sinn seiner Worte natürlich vollkommen. "Sind die Hündchen während Eurer Abwesenheit denn gut versorgt? Sicherlich, nicht wahr?" Eine eigentlich überflüssige Frage, denn jemand, der so viel Gutes tat, sorgte sicherlich dafür dass es seinen Schützlingen an nichts mangelte.
"Ich ähm, stamme aus dem Süden." log sie dann, und ja, das fiel ihr wahrlich schwer. Wirkte sie wie eine Südländerin? Sie vermochte es nicht, zu sagen. "Meine Familie lebt nicht mehr, also bin ich ganz allein und nutze diese Gelegenheit, um ein wenig das Land zu erkunden." Klang dies glaubwürdig? Auch das wusste sie nicht.. "Aber es gibt über mich auch eigentlich nichts interessantes zu berichten. Ich bin eben nur ein einfaches Mädchen." lenkte sie dann rasch von sich selbst ab.

(OOC: Loool ey, wie ich mir die ganze Zeit einen abgrinse.. xDD Wenn die wüsste..)

Ich hörte ihr aufmerksam zu während sie spach. "Ja es obliegt eine wahrschlich große Verantwortung auf demjenigen der eine ganze Festung leiten muss. Aber ich habe mit sowas keine Probleme" erklärte ich lächelnd. "Ja, da braucht Ihr euch nicht zu Sorgen meine Kleinen Mädchen sind gut versorgt und untergebracht." Da fiel mir noch etwas ein. "Um ehrlich zu sein habe ich seid geraumer Zeit sogar einen 10 Hund, das einzigste Männchen. Da ich ihn nicht selbst aufgezogen habe, musste ich ihm erst manieren beibringen." Meine Gedanken wanderten zu Stinker, der neben meinen Mädchen im Zwinger auf Grauenstein saß und auf meine Rückkehr wartete. Ich lächelte aufs neue.
Soso sie kam wohl aus dem Süden? Irgendetwas sagte mir, dass das nicht stimmte. Aber ich konnte es nicht genau sagen, da ich nicht allzu viele Südländer getroffen hatte. "Aus dem Süden? Von wo denn genau? Vielleicht habe ich Euren Geburtsort schonmal besucht." log ich um sie zu testen. Ich kannte aus alten Büchern und Karten des Maesters auf Grauenstein die Gebiete in Westeros.

"Ihr wirkt sehr selbstbewusst, wenn mir die Bemerkung erlaubt ist, Mylord. Ich bin sicher, die Männer auf Eurer Burg vermissen Euch bereits. Ohne dass ich damit nun sagen wollte, dass sie Euren hohen Vater nicht ebenso sehr schätzen..." Wäre wohl angebrachter, nichts mehr zu sagen, hm? Ehe sie sich noch um Kopf und Kragen redete.
Dann lächelte sie wieder. "Alles Weibchen? Ohh...Und sie vertragen sich?" Als Ramsay anmerkte, dass nun auch ein Männchen dabei war, huschte ein kleines Grinsen über Zerinas Züge. "Ich hoffe, er belästigt die Weibchen nicht allzu sehr." Musste doch schwierig sein, so als einziges Männchen unter weiblichen Wesen...
Zerina spürte, dass sie leicht errötete als sie auf ihren Geburtsort angesprochen wurde. "Ein kleines Dorf, Mylord. Ein sehr kleines. Ich denke nicht, dass Ihr mit dem Namen etwas anfangen könnt. Es heisst...Astoya und liegt in..." In Gedanken stiess die Brünette einen undamenhaften Fluch aus. Hätte sie doch nur besser acht gegeben und sich die einzelnen Orte Westeros' eingeprägt! Das kam davon wenn man unvorbereitet floh..."Bitte, ich möchte nicht gern darüber sprechen, Mylord. Es hängen schmerzhafte Erinnerungen an meiner Heimat." Sie hoffte dass ihm das zur Antwort genügte.

"Nun allzu sehr werden sie mich nicht vermissen. Mein hoher Vater ist momentan auf Grauenstein und verwaltet dringende Angelegenheiten." Ich verschwieg ihr, dass es sich dabei um Angelegenheiten des Krieges handelte. Diese Informationen waren für meine Begleiterin nicht von Nöten zu erfahren. Als sie mich bezüglich Stinker fragte musste ich auflachen. "Oh nein der alte Stinker hat kein Interesse an meinen Mädchen." Ein köstlicher Gedanke.
Aha wie ich es mir dachte. Sie kam nicht aus dem Süden, sie konnte mir nicht mal den Namen der Region in der ihr Heimatdorf lag nennen, von dem ich ebenfalls noch nie gehört hatte. Sie war keine gute Lügnerin. Ich hatte schon viele Lügner getroffen und am Ende alle zum Reden gebracht. Aber bei der jungen Dame, die neben mir ritt würde ich wohl kaum meine übliche Vorgehensweise benötigen. Ich spielte ihr Spiel mit und spielte den Leichtgläubigen. "Entschuldigt mein weiteres Fragen aber was kann so schmerzhaft sein, dass Ihr nicht darüber sprechen wollt?"

"Das freut mich." erklärte sie ernst, um dann jedoch wieder zu lächeln. "Oh, dann habt Ihr...Stinker aber sehr gut erzogen."
Von Ramsays weiteren Gedankengängen ahnte Zerina nichts, doch zu ihrem Leidwesen fragte er weiter nach. "Wie ich bereits sagte, ist meine Familie tot, Mylord." In gewisser Weise war ihr Vater dies nun ja in der Tat für sie, denn sie würde ihn nie wieder sehen. Der Gedanke betrübte sie ein wenig, sodass sie ihr Haupt senkte, während der Schecke weiter vorantrabte.

Sie lächelte mich weiterhin an, ein strahlendes Lächeln schenkte sie mir da, einem Mann dem sie gerade erst begegnet war. "Ja es war ein gutes Sück an Arbeit von Nöten um ihn gefügig zu machen." sagte ich und lächelte zurück.
Mir fiel wieder ein, dass sie erwähnt hatte dass ihre Eltern verstorben seien, ob dies stimmte konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich bemerkte, dass sie ihren Kopf senkte, also schien irgendetwas an der Geschichte wahr zu sein, oder sie war eine bessere Schauspielerin als Lügnerin. Ich versuchte das Thema fürs erste zu wechseln. "Nun Zarah, wohin seid Ihr denn unterwegs?"

Was er sagte klang...nach Anstrengung. Und 'gefügig machen' nach harten Methoden, doch Zerina kannte sich mit Hunden kaum aus, daher nickte sie. "Aber Ihr habt es offenbar geschafft wenn die Tiere gut miteinander auskommen."
Nachdem sie dann eine Weile ihren trüber werdenden Gedanken nachgehangen war, hob sie ihren Kopf wieder und sah zu Ramsay, welcher ruhig neben ihr ritt. "Um ehrlich zu sein, habe ich kein festes Ziel." Was nun endlich einmal stimmte. "Aber vielleicht könnt Ihr mir ja einige sehenswerte Orte nennen...?"

"Das stimmt und dasErgebnis spricht für sich. Es gibt niemanden gefügigeren mir gegenüber als Stinker." stimmte ich ihr lächelnd zu.  Sie hing einige Zeit ihren Gedanken nach. Ich schwieg währenddessen und ritt geduldig neben ihr her. Ob ich einige sehenswürdige Orte kannte? Für eine Reisende gab es im Norden nicht mehr viel zu sehen, außer vielleicht den Ruinen von Winterfell. Bei dem Gedanken musste ich erneut lachen. "Also hier im Norden gibt es nicht viel zu sehen. Bis auf vielleicht die große Feste Grauenstein oder auch die Stadt Weisswasserhafen. Oder falls Euch Ruinen interessieren sollten. Der Ort Winterfell ist wurde erst kürzlich niedergebrannt." erklärte ich ihr wahrheitsgemäß. "Ansonsten gibt es Orte im Süden, die wie ich meine sehenswürdig sein dürften, aber weil ich von dort kommt, kennt ihr diese sicherlich bereits." versuchte ich sie erneut zu testen. Wir verließen das Waldstück und ritten weiter unserem Ziel entgegen.

"Dann könnt Ihr ja stolz auf...Stinker sein." lächelte sie. Weshalb gab man einem Hund einen derartigen Namen? Aber das ging sie ja auch nichts an, nicht wahr?
Ramsay zählte ein paar Orte auf. "Winterfell ist eine Ruine...? Oh." Zerina kannte diesen Ort, schliesslich waren viele Einwohner Skagos' Anhänger der Starks. Auch ihr Vater war ihnen so loyal ergeben, wie es für einen Skagosi eben möglich war. "Ich denke, ich würde sie mir gern einmal ansehen. Ist es sehr gruslig dort?" Ihr wurde ein wenig unbehaglich zumute, denn sie wusste ja nicht, was auf der Burg vorgefallen war.
"Gewiss, der Süden ist nicht besonders interessant für mich, Mylord. Auch wenn er durchaus ebenfalls seinen Reiz hat."

"Kennt Ihr Winterfell, wart Ihr früher schonmal dort?" wollte ich wissen. Es schien mir zumindest so, dass ihr der Name des alten Sitzes der verdammten Starks etwas sagte. "Nun ja als gruselig würde ich es nicht bezeichnen, obwohl manche Durchreisende behaupten die Geister der 2 toten Starkjungen zwischen den niedergebrannten Gebäuden gesehen zu haben." sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich selbst wusste von Stinker, dass die beiden Starkjungen noch lebten und auf dem Weg zur Mauer waren. Aber sonst dachten alle, dass Rickon und Bran Stark tot waren. "Seid ihr das erste Mal im Norden von Westeros unterwegs?"

So viele Fragen, aber Zerins schlug sich wacker, wie sie fand. "Nein, ich war noch niemals auf Winterfell. Es wäre für mich wohl auch weniger interessant, wenn es nun nicht zerstört wäre." Das klang...nicht nett. "Also, ich meine damit nicht, dass ich die Zerstörung befürworten würde, nein nein aber man würde mich dort auch sicherlich nicht einlassen, wenn es noch bewohnt wäre." Puh.
Er sprach von zwei toten Jungen. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Zerina senkte erneut ihr Haupt, diesmal wahrlich betrübt. "Das ist sehr traurig, die armen Jungen. Sind noch mehr Menschen ums Leben gekommen?" erkundigte sie sich leise, obwohl sie die Antwort vielleicht lieber nicht hören wollte.
"Ja, ich war nie zuvor von Zuhause fort und einige Dorfbewohner sagten mir, es sei leichtsinnig, als Frau allein zu reisen, doch nun bin ich ja, zumindest für einen Teil des Wegs, nicht allein." Damit sah sie wieder seitlich zu ihm, lächelte freundlich, was von einem Magenknurren unterbrochen wurde. Wie unangenehm!

Ich konnte nich anders als über Zarahs Formulierung lachen. "Ihr wisst wirklich mit Worten umzugehen" sagte ich im Scherze. "Nun das ist Ansichtssache. Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, haben sich die Starks gegen die Krone verschworen und einen Krieg gegen die Lannisters geführt. Sie haben allesamt das verdient was sie bekommen haben." sagte ich nun ernster. "Die genauen Opferzahlen kenne ich nicht, ich weiss nur vom Tod der Jungen und des Waffenmeisters von Winterfell." fügte ich hinzu.
"Da hatten sie nicht ganz unrecht. Es ist eine gefährliche Gegend hier, vor allem für hübsche, junge Frauen wie Euch Zarah. Es gibt Männer die Frauen entführen, vergewaltigen und sogar töten. Ihr könnt wahrlich von Glück sprechen mir begegnet zu sein" Nachdem ich die Worte gesprochen hatte zog sich ein langes Lächeln übers Gesicht. Ich war mir immer noch nicht sicher was ich mit ihr machen sollte.
Ich musste erneut auflachen als ihr Magen knurrte. "Es klingt, als ob Ihr noch etwas zu essen vertragen könntet. Schafft Ihr es noch bis zum Gasthaus oder sollen wir eine Rast einlegen?" fragte ich sie.

Er lachte, was Zerina dazu veranlasste, dem Klang nach zu lauschen. Daran, wie jemand lachte, liess sich viel erkennen, aber sie fand sein Lachen freundlich, nicht verhöhnend. So konnte sie dann auch über seine ironische Bemerkung schmunzeln. "Man tut ja, was man kann."
Ruhig hörte sie ihm weiter zu. "Nun, von all diesen Dingen verstehe ich nichts, Mylord." Häuser und Kriege hatten sie nie interessiert. Auf Skagos hatte man andere Sorgen als dergleichen, aber selbst wenn nicht, hätte ihr Vater sie aus sämtlichen Kriegsbelangen herausgehalten, das wusste sie. Sie war seine kleine Prinzessin und würde es wohl bis zu seinem Tode bleiben. Auch wenn sie sich nicht ausmalen wollte, was er mit ihr anstellte, wenn sie gefasst würde...Ihre Flucht war ein grosser Verstoss, ein Affront und eine Respektlosigkeit gleichermassen, die hart gesühnt werden würde. Womöglich mit dem Tode.
Es wäre sicherlich zuviel verlangt, Ramsay zu bitten, Winterfell mit ihr gemeinsam aufzusuchen, nicht wahr? Also unterliess sie es, zu fragen.
"Ich weiss mein Glück zu schätzen." meinte sie stattdessen. "Und ich bin Euch für die Warnung dankbar." Ja, die Gegend war recht trostlos aber Zerina hatte ohnehin nicht vor, hier zu verweilen.
Nachdem ihr Magen knurrte und sie Ramsays Worte vernommen hatte, überkam sie ein Anflug von Übermut. "Wenn Ihr weiterhin derart trödelt, Mylord, werden wir das Gasthaus wohl nie erreichen. Was haltet Ihr von einem kleinen Wettritt?" grinste sie, um ihren Schecken dann auch schon anzutreiben. Das Tier war geschwächt und würde es nach dem Ritt noch mehr sein, aber es würde beim Gasthaus ja sicherlich ausruhen und fressen können.

Ich konnte ihre Worte nachvollziehen. Nicht jeder war in das Spiel der Throne aktiv verwickelt. "Kein Problem. Es wäre wirklich eine Schande wenn Euch etwas passieren würde.".
Kaum hatte Zarah ihren Satz beendet gallopierte sie auch schon los. "Nun gut für ein kleines Rennen ist immer Zeit." antwortete ich lachend. Es war nicht mehr allzu weit bis zum Gasthaus, trotzdem war ich mir nicht sicher ob ihr Schecken ein Rennen durchstehen würde. Ich gab meinem Rappen die Sporen und holte sie schnell ein, überholte sie aber nicht da ich sie nicht verlieren wollte. Ich liebte solche Spiele jeglicher Art und meistens gewann ich die Spiele die ich spielte. Während wir ritten überlegte ich mir wie die Nacht im Gasthaus verlaufen würde.

Wieder lächelte sie, diesmal ehrlich erfreut. "Denkt Ihr das wirklich?" Es wäre eine Schande? Hmm. So etwas wurde ihr auch noch nie gesagt, aber es fühlte sich gut an. "Ihr seid offenbar ein mitfühlender Mensch." Bestimmt! Denn eigentlich konnte sie ihm doch gleich sein, so als vollkommen Fremde.
Dann preschte der Schecke los und schon bald vernahm Zerina hinter sich näherkommendes Hufgetrappel, doch so oder so, der Ritt hatte etwas befreiendes an sich und erinnerte sie an ihre Ausritte daheim, wenn sie über die weiten Wiesen Skagos' ritt, vollkommen allein und frei wie der Wind. Wenigstens für ein paar Stunden, ehe sie die für sie so beengenden Burgmauern wiederhatten.
Natürlich war Ramsays Pferd schneller als ihres, sodass er sie schon bald eingeholt hatte. Der Schecke wurde langsamer, wieherte nervös und Zerina zügelte ihn schliesslich, um im Trab weiter zu reiten. Dennoch waren sie nun ein gutes Stück voran gekommen. Grinsend wandte sich Zerina wieder Ramsay zu, die Wangen vom eisigen Wind, welcher ihr während des Rittes ins Gesicht gepeitscht war, gerötet. Ein solches Benehmen ziemte sich nicht für eine Prinzessin, aber streng genommen war sie ja auch keine mehr, nicht wahr? Nicht hier.