Nach dem Mordanschlag auf den König | Margaery und Joffrey

Dieser Tag würde mir und vielen anderen wohl noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben. Um ein Haar wäre ich zweifache Widwe geworden und hätte meinen neuen Posten als Königin von Westeros auch gleich wieder vergessen können. All die Mühe wäre völlig umsonst gewesen.
Ich war auf dem Weg zu meinem neuen Ehemann, der sich nach dem Giftanschlag auf ihn in seinem Gemach ausruhte. Die Feierlichkeiten wurden abrupt unterbrochen und die Hochzeitsnacht würde sicher anders werden als zuerst gedacht. Die Wachen ließen mich ohne Umstände zu machen durch und so betrat ich immer noch in mein Hochzeitskleid gehüllt Joffreys Gemach. "Liebster, wie geht es Euch?", fragte ich besorgt und gesellte mich an sein Bett.

Es war wirklich ein schrecklicher Tag gewesen. Beinahe wäre ich gestorben, wenn ich nicht doch noch rechtzeitig das Gegengift bekommen hätte. Noch immer war ich nicht ganz auf den Beinen und deshalb lag ich in meinem Bett meines Gemachs. Eins stand jedoch fest. Wenn ich herausfinden würde, wer für den Anschlag an mir verantwortlich ist, werde ich nicht zögern und ihn oder sie zum Tode verurteilen lassen. Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte wurde die Tür geöffnet und Margaery trat herein. Mein Blick ruhte auf ihr. " Derjenige welcher dafür verantwortlich ist, soll hoffen und beten, dass ich ihn nicht erwische!" sagte ich auf ihre Frage.

Joffreys Reaktion auf meine Frage konnte ich nur zu gut verstehen, da ich an seiner Stelle genauso handeln würde. Sojemand hatte nichts anderes als den Tod verdient. Auch wenn ich mit meiner Frage nicht darauf angespielt hatte, wie es im psychisch ging, sondern ob sein Körper sich denn langsam wieder erholte. "Man wird den oder die Verantwortlichen sicher erwischen und für den Hochverrat an Euch bestrafen", pflichtete ich ihm bei. Aus einem Eimer mit Wasser, der neben dem Bett stand und scheinbar zur Abkühlung dienen sollte, nahm ich das Tuch, das an Rand des Eimers lag, tauchte es einmal kurz ins Wasser und tupfte ihm damit die Stirn ab. "Wie fühlt Ihr Euch? Körperlich meine ich", versuchte ich es dann noch einmal.

" Man hat ihn zu finden. Es wird hier ja wohl jemanden geben, der dazu in der Lage ist oder?" meinte ich dann. Nur schwer konnte ich mich beruhigen und erholen. "Jetzt möchte ich nichts anderes mehr sehen, als den Kopf des Verantwortlichen aufgespießt an der Stadtmauer zu sehen!" Mein Blick ruhte wieder auf Margaery und ich folgte mit den Augen ihren Bewegungen. Dann setzte ich mich etwas auf. " mein Körper ist noch recht angegriffen, aber es wird besser. Sicherlich habt ihr euch eure Hochzeit anders vorgestellt!"

Wie zu erwarten, malte sich mein frisch gebackener Ehemann gleich wieder aus, wie er den Verbrecher, der es gewagt hatte ihn töten zu wollen, hinrichten lassen wollte. Dass man in Königsmund die Köpfe der Gefallenen auf Spieße steckte und diese an der Stadtmauer zur Schau stellte, fand ich recht fragwürdig und stillos. In Rosengarten wurden getötete Verbrecher - wenn es denn mal welche gab, was jeden in unserem eher friedlichen Reich sehr selten vorkam - ganz einfach verscharrt oder verbrannt und keine große Schau aus ihrem Tod gemacht. Ich beschloss dieses Thema nun einfach mal sein zu lassen, sonst würde Joffrey nie aufhören gegen den unbekannten Verbrecher zu wettern. "Ihr erholt euch sicher bald, mein König. Ihr habt Recht. Ich habe mir unsere Hochzeit ruhiger und ohne solche Ausschreitungen vorgestellt." Damit meinte ich auch seinen Konflikt mit Tyrion, den er vor versammelten Gästen ausgetragen hatte.

" Scheinbar bekommt man nicht immer das was man will. Ich hoffe trotzdem, dass sie euch wenigstens ein bisschen zugesagt hatte, bis zu dem Vorfall wo ich fast drauf gegangen wäre!" meinte ich dann. Noch immer geisterte mir die Frage durch den Kopf, wer dieses Verbrechen denn begangen hat. Es interessierte ich mich eben und ich hoffte dass sich dieses Rätsel bald aufdeckte, sonst dachte ich darüber zu viel nach. Dann setzte ich mich an die Bettseite. bereit aufzustehen und wieder aus diesem Zimmer heraus zu kommen. Da wurde man ja wahnsinnig, wenn man zu lange an einem Ort verweilte. " Wollt ihr etwas trinken?" fragte ich dann.

"Die Zeremonie war wundervoll, findet ihr nicht auch?", meinte ich und dachte begeistert daran zurück. Vor allem gefiel mir, dass ich nun Königin von Westeros war und heute alle nur auf mich und Joffrey geschaut hatten. "Dieses Fest würde den Leuten noch lange in Erinnerung bleiben, trotz des weniger schönen Ereignisses." Dabei hoffte ich, dass Joffrey es nun nicht wieder heraushob, dass ich 'weniger schön' anstatt 'schrecklich' benutzt hatte und mit keine Szene machte. Sonst war er immer so genau bei solchen Dingen. "Gegen ein Glas Wein habe ich nichts einzuwenden."

" Gewiss dass war sie. Die zeremonie wird man wahrlich nicht so schnell vergessen!" Ich stand auf und lief zum Tisch, wo zwei becher standen und ein Krug wein. Einen füllte ich und reichte ihm meiner Frau. " Weniger schön? ihr meintet wohl eher grauenhaft oder schrecklich! Ich habe nicht gedacht, dass ihr es noch so...harmlos ausdrücken könnt!" Dann setzte ich mich auf einen Stuhl und beobachtete sie. dann kam mir eine Idee und ich rief eine Wache herein. " Ihr habt gerufen euer Gnaden?" meinte die Wache und verbeugte sich. " In der Tat. Ich möchte dass ihr den Wein vorkostet!" Die wache sah mich missmutig an, nahm dann aber den zweiten Becher, schenkte sich ein und trank dann einen Schluck. Ich wartete einen moment und Nichts geschah. " Ihr könnt gehen!" Die wache nickte und verschwand. " Nun könnt ihr trinken!" wies ich Margaery hin.

Ich hätte meine Worte wohl doch überlegter wählen sollen, denn wie erwartet beschwerte sich mein Ehemann über die eher laue Wortwahl meinerseits. Dann nahm ich den Becher entgegen und wartete noch, ehe ich trank, da ich davon ausging, Joffrey würde sich selbst auch etwas zu Trinken nehmen wollen. "Verzeiht meine nicht passabel formulierten Worte. Ich wollte am heutigen Tag einfach keine schlechten Worte mehr in den Mund nehmen, zumal schon genug Unglück geschehen ist", erklärte ich ihm. Als er dann eine Wache vom Wein kosten ließ, ob dieser vergiftet war, konnte ich dies schon nachvollziehen. Er würde fortan sehr vorsichtig mit dem, was er zu sich nahm, sein. Zudem erfreute es mich, dass er sich ebenso um mein Leben sorgte. "Habt Dank, dass ihr euch um mein Wohlergehen sorgt", brachte ich ihm lächelnd entgegen und trank vom Wein, der wieder einmal köstlich schmeckte.

" Man kann es nachvollziehen, dass ihr etwas Gutes an diesem Tag möchtet. Dennoch ist dieses Ereignis nicht schön zu reden. Lassen wir dass. Die Feier wurde unterbrochen?Verschoben?Weiter gemacht?" Ich wusste es nicht, weil ich zu dieser Zeit schon gar nicht mehr dabei war. Eine gute Sache war, dass der Wein in meinem Zimmer nicht vergiftet war. Wäre ja auch zu schön gewesen. " Gewiss, will wollen doch nicht noch so ein Geschehen wie dass von mir. Hat man schon eine Ahnung wer mich umbringen wolle?" Genug Leute hätten ein Motiv dazu. Auch ich hatte meine Vermutungen, doch sprach ich sie jetzt noch nicht aus, sondern sah Margaery beim Trinken zu. " Ich hoffe der Wein mundet. Meine Wache steht noch, also ist er nicht vergiftet. Ist zumindest anzunehmen!"

"Die Feierlichkeiten wurden unterbrochen. Niemand war nach diesem erschreckenden Zwischenfall noch in Feierlaune", gab ich Joffrey zur Antwort und nahm noch einen kleinen Schluck aus meinem Becher. Ich ließ den wohltuenden Wein auf meine Geschmacksnerven wirken und ihn dann meine Kehle hinablaufen. "Jedoch können wir das Fest jederzeit nachholen, wenn ihr das wünscht", schlug ich dann noch vor. Immerhin mochte ich es, wenn gefeiert wurde und so hatte ich nicht einmal eine richtige Hochzeitsfeier. "Leider nein. Was vermutet ihr denn, wer es gewagt hat, euch vergiften zu wollen?" Das interessierte mich nun schon sehr, wen Joffrey im Visier hatte.

" gewiss werden wir es irgendwann nachholen, doch zuvor gibt es wichtigere Dinge, die der Aufmerksamkeit bedarfen!" meinte ich dann und erhob mich. " Würdet ihr mir die Ehre eines Spaziergangs erweisen? So werde ich ganz bestimmt wieder schnell zu Kräften kommen, da bin ich mir sicher!" bot ich dann an und wusste dass meinen Anweisungen folgte geleistet wurde. " Es gibt genug die es sein können. Was meint ihr, wer es war? Nur zu keine Scheu!" Nun begab ich mich zu meinem Schrank und gab mir die größte Mühe mich für den Spaziergang fertig zu machen, doch dies war momentan schwieriger als es sich anhörte.

"Wollt ihr mir verraten, welche Dinge ihr damit meint?", fragte ich charmant und trank schließlich meinen Becher mit Wein leer. Der Spaziergang, den er dann vorschlug, war sicher eine gute Idee. Zumindest wenn er schon fit genug dafür war. "Gewiss, mein König. Ein Spaziergang an der frischen Luft tut immer gut." Dass er mich dann aufforderte einen möglichen Verbrecher zu nennen, der den Anschlag auf ihn hätte verüben können, gefiel mir nicht so recht. Ich wollte niemanden zu Unrecht beschuldigen. "Ich möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen .. jedoch hattet ihr mit eurem Onkel einen unschönen Streit und so wie ich hörte gab es schon öfter Streitigkeiten mit ihm..", meinte ich dann und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

" Damit befasst sich die Hand des Königs und ich möchte es euch nicht zumuten!" antwortete ich dann knapp und beließ es dabei. Als ich dann endlich mal soweit war, und das war mehr als nur ätzend, konnte es auch schon losgehen. " Man sagt ja immer, das frische Luft gut tut, aber lasst uns noch ein paar Wachen mitnehmen. Nur für den Fall aller Fälle!" Dann reichte ich ihr den Arm, damit sie sich einhaken konnte. " Gewiss, auf diese Idee bin ich auch schon gekommen. Allerdings kämen auch noch andere Personen in Frage! Soviel ist klar!" Noch immer wollte mir dieses Thema nicht aus dem Kopf gehen.

Ich fand es keine schlechte Idee noch ein paar Wachen zu unserem Schutz mitzunehmen. Immerhin wusste man nie, ob der Übeltäter noch einen Versuch startete, um Joffrey zu töten. "Eine gute Idee", stellte ich zufrieden fest und hakte mich lächelnd bei meinem Gemahl ein. Dann verließen wir sein Gemach und ich zog die Tür wieder hinter mir zu. "Denkt ihr an wen bestimmtest, Majestät?", fragte ich ihn und blickte fragend zu ihm hinüber.

Gemeinsam mit Margaery verließ ich mein gemach und lief ein wenig durch den Gang, bis wir zum Garten kamen. "Vermisst ihr eure Heimat? Ich kann mir vorstellen, dass Rosengarten anders ist als Königsmund. Es erscheint euch bestimmt ungewohnt . So ging es mir auch damals, als mein vater noch lebte und wir nach Winterfell ritten. Dort war ich noch nie und ich war die Kälte auch nicht gewohnt!" leicht lächelte ich und sah sie an.

An Joffreys Arm eingehakt ging ich den langen Gang entlang und kam mit ihr wenig später bereits in den gut gepflegten Gärten Königsmunds an. Die Sonne tat gut, als sie auf meine Haut traf und ich war mir sicher, dass auch mein Ehemann so empfand. "Manchmal plagt mich das Heimweh nach Rosengarten. Mittlerweile habe ich mich zwar schon sehr an Königsmund gewöhnt, dennoch kann eben kein Ort der Welt die eigene Heimat ersetzen", antwortete ich ihm ehrlich und lächelte dann zwei älteren Frauen zu, die auf einer steinernen Bank saßen und sich gegenseitig den neuesten Klatsch und Tratsch erzählten. "Zudem muss ich sagen, dass es in Rosengarten ein wenig .. angenehmer riecht", fügte ich grinsend hinzu.