Dunkle Gasse

Eine dunkle gasse zwischen den Straßen von Königsmund.

Wiedereinstieg

Monate waren vergangen. Monate, in welchen Zerina nicht wusste, ob dieses Leben überhaupt noch einen Sinn hatte. Und doch schaffte es die junge Frau, sich irgendwie über Wasser zu halten, indem sie tagsüber bettelte und nachts in Gasthäusern sang. Manchmal. Auch das Nähen hatte sie sich selbst beigebracht und wenn die Zeiten besonders schlecht waren, stahl sie, was sie zum Leben benötigte. Sie tat es nicht gern aber was sollte sie tun? Ihr war bewusst dass es noch viel ärmere Menschen in der Stadt gab als sie. Sie, die einmal eine Prinzessin war...Dies schien in einem anderen Leben gewesen zu sein. Weit entfernt. Unerreichbar. Aber Zerina hatte ihr neues Dasein selbst gewählt, daher klagte sie nicht, sondern gab denen, die weniger besassen als sie selbst, ab. Essen, Kleidung. Manchmal ein paar Münzen. Es fühlte sich richtig an, Gutes zu tun.
Dennoch war sie einsam, dachte oftmals an ihre Ankunftszeit in Westeros zurück. An Jon. Wie es ihm wohl ergangen war? Ob er überhaupt noch lebte? Zerina weigerte sich, zu glauben dass er tot sein könnte.

Nun befand sie sich gerade in einer der vielen zwielichtigen Gassen der Stadt. Eine Gegend, welche sie für gewöhnlich mied, doch die Zeiten waren wieder einmal schlecht, es gab kaum etwas zu essen, sodass ihr niemand ein Stück Brot zusteckte, da die Menschen selbst hungrig waren. Einzig das Freudenhaus schien gut besucht, Menschen die aus der Fremde kamen, suchten es zu Hauf auf und Zerina war zu Ohren gekommen dass eine Hure durchaus gutes Geld verdiente...Auf ihrer Unterlippe herumkauend stand sie in der Gasse und dachte darüber nach, das Haus zu betreten, um ihren noch jungfräulichen Körper zu verkaufen, als etwas, oder eher Jemand, direkt vor ihr in einem Strohhaufen landete. Erschrocken wich Zerina zurück, bis ihr Rücken gegen eine Mauerwand stiess, den Blick auf den Mann vor sich gerichtet, welchen sie schliesslich erkannte. Es war Will...Der Mann, der ihr beim Wiederaufbau Winterfells geholfen hatte und welchen sie später in dieser Stadt wiedergetroffen hatte...Er hatte ihr helfen wollen, hatte sie zu Sansa bringen wollen, doch sie wurden unterwegs überwältigt...Zerina war verwundet worden, die Heilung hatte viel Zeit in Anspruch genommen...Und Will? Nun, sie war bis heute davon ausgegangen dass er den Angriff nicht überlebt hatte aber offenbar hatte er es doch.
Mit angehaltenem Atem stand sie starr da, drückte sich gegen die Mauer der Gasse und überlegte, ob es klug wäre, ihn anzusprechen. Sie entschied sich dagegen, hoffte dass er sie nicht sah.

cf: Freudenhaus

Nachdem ich mir einen bösen Blick von dem Fahrer des Karrens eingefangen hatte und bereits kurz darauf abgesprungen war, war ich noch einen Blick hoch und sah den erschrockenen Blick des Mädchens, was mich zum grinsen brachte.

Dann ging ich in eine der Seitengassen um zum Marktplatz zu gehen, da es ohnhin bald dunkel werden würde. Ich lief an einer Frau vorbei die ich aber nicht wahrnahm, doch als ich ein paar schritte weiter gegangen war, ging ich rückwärts zurück und stand nun vor dem Mädchen... Es war Zarah?! Die ich eigentlich für Tod geglaubt hatte. Zarah... Mit einem undefinierbaren Blick schaute ich sie an. Ihretwegen war ich immerhin im Verließ gelandet, hatte drei Monate lang in meinem eigenen Unrat schlafen müssen und wäre fast verhungert. Seit dem hatte ich zwar mehr Muskeln aufgebaut als ich vorher hatte, aber ich schweife vom Thema ab. Immer wieder hatte ich im Gefängnis von ihrem angsterfüllten Blick geträumt den sie mir damals kurz bevor ich niedergestreckt wurde zu geworfen hatte. Bestimmt dachte sie wirklich das sie mir egal gewesen war.

Ich fragte mich was ich hier noch sollte, eigentlich hatte ich ihr nichts mehr zu sagen, aber irgendwie interessierte es mich trotzdem warum sie nicht Tod war. Denn ich hatte sie immer für so hilflos gehalten.

Dunkel war es in der Gasse und niemand ausser Will und Zerina schienen sich in ihr zu befinden. In der Ferne schrie eine Katze, während es langsam dämmerte, was den Zustand in der Gasse nicht eben weniger unheimlich gestaltete.
Will trat an Zerina vorbei, schien ihr keinen Blick zu würdigen und sie wollte sich schon aufatmend davonstehlen als er sie doch noch ansprach, sodass sie kurz die Augen schloss, ehe sie sich mit herabsinkenden Schultern zu ihm umwandte. "Will, ähm...Guten Abend."grüsste sie, wobei sie sich unbeholfen eine Strähne ihres dunklen Haares hinters Ohr strich. Es war sauber, glänzte leicht. Auch Zerinas Kleidung war gepflegt, denn wenigstens gab es genügend Wasser in der Stadt, wenn es ihr schon des öfteren an essbarem mangelte.
Neugier wallte in ihr hoch und sie trat vorsichtig einen Schritt auf den Mann zu. "Du bist es tatsächlich. Ich hatte dich für tot gehalten..."meinte sie leise. Ja, inzwischen hatte sie gelernt dass man die hohe Anrede auch nur hohen Menschen gegenüber anwandte.

Tja...wie du siehst bin ich noch in einem Stück. Ich hatte nicht mal das Bedürfnis zu grinsen. Für sie war ich ins verließ gegangen...drei Monate und habe mir Vorwürfe gemacht weil ich nicht gut genug aif sie aufgepasst hatte, und dann wollte sie mir erzählen das sie die ganze zeit irgendwo in dieser beschissenen drecksstadt rum gehüpft war während ich halb verhungert gewesen war. Im Moment verspürte ich eine solche Wut auf diese Frau, dass es garnicht zu beschreiben war. Dennoch war mein Blick starr und kalt auf ihr Gesicht gerichtet.

Ich fand keinerlei Worte die meinem Gemütszustand einen pässllichen Ausdruck verleihen könnte und überlegte ob ich ganz einfafh weiter gehen sollte, aber dennoch wollte ich wenigstens wissen wie sie überlebt hatte. Wie erging es dir nach meinem Tod denn? ich stellte diese Frage fast schon ein wenig zu leise.

Freude darüber, dass es ihm gut zu gehen schien, breitete sich auf Zerinas Gesicht aus, doch verblasste diese rasch als sie erkannte, dass sich auf Wills Gesicht keinerlei Regung abzeichnete. Sie hatte ja keine Ahnung, wie es ihm ergangen war. So riss sie sich zusammen und schloss den Mann, von dem sie glaubte, er wäre ihr Freund, nicht in die Arme. Sie erwiderte stattdessen seinen Blick, versuchte zu lächeln, doch es misslang, denn Wills Miene blieb unbewegt. Zerina begriff, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und wich langsam zurück, bis ihr Rücken erneut die Wand berührte. Ihr wurde bewusst, dass sie sich hier vollkommen allein, mit einem Mann, der nicht gerade gut auf sie zu sprechen war, in einer düsteren Gasse befand. Er könnte also alles mögliche mit ihr anstellen, ohne dass auch nur ein Hahn danach krähte. Und wer würde sie schon vermissen? Niemand. Sie wäre einfach nur eine Strassenratte weniger.

Endlich sprach Will und der Klang seiner Stimme war dabei gefährlich leise. Zerina zögerte mit einer Antwort. "Nun, ich...wurde verwundet, dort wo der Speer meine Schulter durchschlug." Sie war versucht, ihm die Narbe, welche sie wohl ewig behalten würde, zu zeigen, unterliess es dann jedoch. "Ich kann mich kaum an die Umstände erinnern, aber ich muss ohnmächtig geworden sein, denn als ich wieder aufwachte, lag ich in einem fremden Bett. Meine Wunden waren versorgt und ich lebte. Nur du...du warst fort. Ich habe nach dir gerufen, aber es war ein alter Mann, der das Zimmer betrat. Nicht du. Er pflegte mich gesund, ich erholte mich rasch. Dann bin ich gegangen, habe dich gesucht. Überall. Aber ich habe mich nicht in die Nähe des Palastes gewagt. Irgendjemand, der den Kampf beobachtete, meinte, dass du nicht überlebt hättest und ich habe es geglaubt. Und nun stehst du hier, vor mir." Ein kleines Lächeln huschte nun doch über ihre Lippen, während Tränen in ihren Augen schimmerten. "Erzähl mir, was dir widerfahren ist, Will. Bitte." bat sie leise und griff zaghaft nach seiner Hand. Sie waren doch einmal Freunde.

Mir ging es bestens Zarah, ich erfreute mich bester Gesundheit und besuchte des Öfteren das Freudenhaus dort. Ich deutete auf das Haus aus dem ich vor ein paar Minuten Gesprungen war. Ich wurde zwar bei dem Kampf ein wenig verletzt aber es ist schnell wieder verheilt, und nun ist es Zeit Königsmund zu verlassen und weiter zu ziehen, ich bin ohnehin schon zu lange an diesem Ort gewesen. Ich grinste sie mit meinem allseits bekannten schiefen lächeln an und umarmte die kleine. Lügen war schon immer eine meiner größten Sträken gewesen. Ich bin froh das du noch am Leben bist...

Ich löste mich wieder aus der Umarmung und blickte auf dieuntergehende Sonne die am Ende der Gasse zu sehen war. Das Mädchen würde bestimmt schon warten, deshalb würde ich bald zu ihr stoßen müssen damit wir noch heute die Stadt verlassen könnten und ich nie wieder den widerlichen Gestank, der Hauptstadt unserer 7 Königslande einatmen müsse.

Zerina spürte, dass sie bei der blossen Nennung des Freudenhauses errötete. Wenn sie sich vorstellte, dass sie schon früher vorgehabt hätte, dort zu arbeiten und Will in dem Haus, statt hier, wiedergetroffen zu haben...Sie räusperte sich verlegen und zwang sich zu einem Lächeln. "Ähm ja, das ist...Es freut mich wirklich." Und die Stimmung zwischen ihnen schien sich auch aufgehellt zu haben, was die junge Frau sehr erleichterte. Als er sie in seine Arme zog, überraschte sie dies dann doch spürbar und für den Bruchteil einer Sekunde versteifte sie sich, ehe sie die Umarmung sanft erwiderte. So viel menschliche Nähe war ihr fremd geworden, während all der Zeit, die sie sich nun schon allein durchschlug. Doch was vernahm sie da? Er wollte gehen?! Entsetzen stand in ihrem Gesicht geschrieben, nachdem Will sie losgelassen hatte. "Was? Aber...Wieso denn? Du darfst mich nicht schon wieder verlassen! Wir haben uns doch gerade erst wiedergefunden..." Sie schluckte hart, um nicht zu weinen. "Ich habe ein Häuschen, am Ende einer recht ruhigen Strasse. Es ist nicht viel und das Dach ist etwas kaputt, aber ich würde es mit dir teilen. Du musst nicht fortgehen, Will. Ich...ich habe gelernt, zu nähen und verdiene ein wenig Gold damit. Nicht immer, aber...Nun, derzeit sind die Zeiten schlecht, wie ich zugeben muss aber ich könnte meinen Körper verkaufen und dann wird es schon irgendwie reichen." Ihr Blick nahm etwas flehendes an. Er durfte sie nicht allein lassen! Er war doch ihr Freund, sie vertraute ihm und ohne ihn wäre sie wieder so einsam wie in den vergangenen Monaten...

Wieder grinste ich, diesmal aber eher verächtlich. Was dachte sie denn? Ich hatte vielleicht ein paar Tage mit ihr verbracht aber deshalb war ich doch nicht gleich ihre beste Freundin. Ich vertraute ihr nicht, das hatte ich noch nie getan und sie dachte nun wir wären Freunde oder was?!
Ich hatte ihr lediglich einen gefallen getan als ich sie zufällig hier in Königsmund aufließ und wollte sie zu Sansa bringen. Natürlich ist sie eine hübsche junge Frau, und ihre unberührte Art hatte mich immer schon für sie interessieren lassen, jedoch bin und bleibe ich Frei und darauf bin ich stolz. Ich wollte nicht wie ein Ehemann mit ihr zusammen in einem kleinen verkommenen Häuschen in dieser ekelerregenden Stadt verweilen ich wollte einfach wieder nach Hause, wo auch immer das als nächstes sein mochte. Kleines ich bin nicht geschaffen, für ein friedliches Leben. Ich teile nicht, denn ich bin sehr egoistisch und ich will nicht eingesperrt sein. Ich bin dafür bestimmt Frei zu sein und deshalb kannst du nicht erwarten, dass ich bei dir bleibe, wir kennen uns doch nicht mal richtig... Ich strich ihr eine Strähne hinters Ohr und wieder fiel mir ein warum sie mir so gefiel. Ein kleiner Stich durchzuckte die stelle in meinem Körper an der vermutlich mein Herz lag als sie mich mit ihren großen Augen flehend anschaute.

Äusserlich ruhig, doch innerlich recht aufgewühlt, vernahm sie seine ablehnenden Worte. Sie verstand ihn, ja, beneidete ihn, denn er führte das Leben, welches sie sich immer gewünscht hatte. Frei sein. Unabhängig. Doch offenbar sollte ihr dies verwehrt bleiben, denn sie war nur eine schwache Frau und nicht so stark, wie Will, der sich zu wehren wusste. Dass sie noch lebte, grenzte ohnehin an ein Wunder. Zerina nickte langsam und lächelte wieder sanft, als er ihr eine Strähne hinters Ohr strich. Sich auf die Zehenspitzen stellend hauchte sie einen leichten Kuss auf seine Wange. "Dann geh." sprach sie leise. "Ich will nicht dass du traurig bist oder dass es dir schlecht geht. Werde glücklich Will und lass dich nicht eines Tages doch noch töten. Du siehst es vielleicht nicht so aber du warst mir ein guter Freund. Lebe wohl."Sie zögerte, wollte ihn ein letztes Mal in ihre Arme schliessen, doch sie unterliess es, um sich den Abschied nicht noch schwerer zu machen.

Ein wenig enttäuscht schaute er zu Boden. Er hatte sie nicht traurig machen wollen. Dann blickte er sie an und küsste sie Leidenschaftlich. Die Krähe hätte dich nicht gehen lassen dürfen. hauchte er ihr noch ins Ohr. Ihn würde sie garantiert nicht vergessen aber, er sie auch nicht. Er ging schnell aus der Gasse heraus und verlor sich im Strom der Menschenmassen. Dann machte er sich auf den Weg zum Marktplatz um dort das Mädchen zu treffen.

Tbc: Marktplatz

Es tat ihr leid, dass er so enttäuscht wirkte. Sie verstand es nicht, verstand IHN nicht. Aber so war es schon immer gewesen...So kannte sie es. "Will..."begann sie leise, nach tröstlichen Worten suchend, doch er hob seinen Kopf plötzlich wieder und presste seine Lippen auf die ihren. Überrascht, reagierte Zerina rein gar nicht und der Kuss dauerte auch überhaupt nicht lang an...Krähe...Es dauerte zu lang, bis ihr bewusst wurde, wen er damit meinte. Als sie sich wieder halbwegs gefasst hatte, war er bereits verschwunden. Schwer seufzend machte sie sich ebenfalls auf den Weg, nach...Irgendwohin. An einen Ort, an welchem sie hoffentlich ihre aufgewühlten Empfindungen beruhigen konnte.

tbc= Kleiner Garten