ein kleiner Garten

Zerina sollte fortgehen, fort aus dieser grossen, unmöglichen Stadt, in der sie doch unerwünscht war! Überall war sie nur die Aussenseiterin, sogar in ihrer Heimat, sogar auf Skagos war dies so. Deshalb war sie dort fort gegangen. Sie wollte frei sein, sich ein neues, eigenes Leben aufbauen, aber was hatte sie nun? Wohin hatte sie ihr Weg geführt? Ins Elend.
Während sie so in Selbstmitleid versunken dasass und vor sich hin weinte, bekam sie nicht mit, dass jemand hinter sie trat, sodass sie heftig erschrak als plötzlich eine Stimme hinter ihr erklang. Beinahe wäre Zerina in den Brunnen geplumpst, doch konnte sie sich noch halten. Sie sprang auf, richtete hastig ihr Kleid  und wischte sich die Tränen fort. Erst dann blickte sie in das Gesicht der jungen Frau. "Guten Abend, Mylady." Sie wusste nicht, ob die Frau tatsächlich hochgeboren war, aber es war immer besser, die Menschen mit einem zu hoch gestellten Titel anzureden als einem zu niedrigen. "Es tut mir leid, ich...ich..."stammelte sie unsicher vor sich hin, sich noch immer nicht gänzlich in der Gewalt habend.

Lächelnd sah ich die junge Frau vor mir an, die mich gerade MyLady genannt und sich entschuldigt hatte. Wofür entschuldigte sie sich? - Für die Tränen musste sie sich sicherlich nicht entschuldigen. Und warum nannte sie mich MyLady? - In Lys war ich nie so genannt worden. Die Gepflogenheiten in Westeros irritierten mich ein wenig, aber ich musste es hin nehmen, denn dieses große Land besaß nun einmal andere Sitten als die Freie Stadt Lys. "Verrätst du mir deinen Namen?", fragte ich einfach gerade heraus und ging ein wenig näher an die Dunkelhaarige heran, setzte mich neben sie an den Rand des Brunnens. "Wofür entschuldigst du dich?", setzte ich eine zweite Frage hinterher, auch wenn ich mir keine Antwort darauf erhoffte. Sie sah ein wenig mitgenommen aus, war sie allein hier in Königsmund? Brauchte sie Hilfe? Auf der Straße vor dem Garten wurden die Laternen angezündet und erhellten den Garten ein wenig, so dass ich ihr ins Gesicht schauen konnte. Ich konnte große Trauer, Enttäuschung, Wut, aber auch Angst in ihren Augen lesen.

Die Frau lächelte zwar, doch hatte Zerina inzwischen gelernt, dass man dennoch auf der Hut sein musste und einem freundlichen Gesicht nicht immer trauen durfte.
Mit leicht gesenktem Haupt sass sie da, während tausend Gedanken und Gefühle durch sie hindurch flossen. Einer war jedoch vorrangig: Weshalb war sie nicht gleich nach Haus gegangen?! Die Situation und Stille zog sich hin, bis die Frau wieder das Wort erhob, sodass Zerina sie ansah. "Za...Zerina, Mylady. Donagh. Zerina Donagh." Normalerweise nannte sie ja nie ihren wahren Namen und er klang nun sogar fremd in ihren Ohren, aber es war schon alles gleich. Ein Teil von ihr wünschte sich sogar, dass man sie erkennen und zurück nach Skagos bringen würde...
Sie wich ein wenig zurück als sich die fremde Frau näher heranschob und wischte sich die letzten paar Tränen aus dem Gesicht, ehe sie antwortete. "Nun ja, mein Aufzug ist nicht gerade...elegant. Aber ich ging davon aus, allein zu sein, daher...verzeiht." Zerina hob ihren Blick und sah der Frau in die Augen. Sie schien freundlich, offen und Zerina atmete tief durch, ehe sie wieder sprach. "Verzeiht die neugierige Frage aber darf ich erfahren, was Euch um diese Stunde hierher führt?"

"Hallo Zerina Donagh, ich bin Rhaenyra von Valyr, nenn mich ruhig Rhaenyra.", erwiderte ich, als die Dunkelhaarige ihren Namen nannte. Ein sehr schöner Name, wie ich fand, einschlägig und unvergesslich. Ihr Familienname sagte mir nichts, was aber auch nicht überraschend war, denn ich kam nicht aus Westeros und war auch nicht im Adel aufgewachsen. "Woher kommst du Zerina?", fragte ich also, in der Hoffnung den Ort zu kennen aus dem sie kam. Gespannt hörte ich mir die Erklärung für ihre Entschuldigung an und musste einfach lachen, "Keine Sorge, ich bin die letzte die dir sagen würde was du anziehen sollst und was nicht. Ist es denn okay, wenn ich bleibe, oder möchtest du alleine sein?", ich dränge mich ungerne auf, daher bot ich ihr an, dass ich sie wieder alleine lies. Als sie dann fragte was ich zu dieser Stunde in diesem kleinen Garten machte, musste ich erneut lachen, „Um ehrlich zu sein habe ich mich verlaufen und finde das Gasthaus nicht mehr in dem ich mein Zimmer habe. Weißt du, ich komme nicht von hier und kenne mich in der Stadt noch nicht so gut aus. Meinst du, du könntest mir zeigen wo die Straße der Schwester nicht befindet?“, vielleicht konnte sie mir ja helfen in das Gasthaus zu meinen Sachen zu kommen. Aber würde ich das Haus überhaupt erkennen, im Dunkeln?

Sie schmunzelte leicht. "Es freut mich sehr, Eure Bekanntschaft zu machen...Rhaenyra." Ein hübscher, wenn auch schwer aussprechbarer Name, wie Zerina fand.
"Ich komme aus..." Sie zögerte. Sollte sie Rhaenyra ihre wahre Heimat nennen? Aber sie hatte ihr bereits ihren echten Namen verraten, da konnte sie auch gleich alles sagen, nicht wahr? "...aus Skagos. Es ist eine Insel und...also, ich stamme aus einem kleinen Dorf dort." Nun gut, so ganz stimmte das ja nicht, stammte Zerina doch aus einem der grössten Areale der Insel und war zudem die Tochter eines einflussreichen Herrschers. Die Prinzessin senkte ihr Haupt, in Erwartung der Abneigung von Seiten Rhaenyras, welche ihr sicherlich gleich entgegenschlagen würde. Zerina wusste, wie man gemeinhin über Skagosi dachte. Sie waren ein hartes, brutales Volk. Kannibalen...Nun, es stimmte ja auch. Nur war Zerina anders und hatte ihr Volk daher verlassen...Ihr Vater liess sie mit Sicherheit überall suchen und dies war auch der Grund dafür, dass Zerina Rhaenyra nicht die ganze Wahrheit verraten konnte. Was, wenn sie sie zurück nach Skagos bringen liesse? Sie würde eine hohe Belohnung bekommen und Zerina...? Vielleicht den Tod, vielleicht schlimmeres. Den angedrohten Gatten womöglich...
Sie traute sich nicht, nach Rhaenyras Herkunft zu fragen, wollte das leidige Thema nur rasch beenden. Ihr ging es auch mehr um ihren verweinten Zustand als um ihr doch für ihre jetzigen Verhältnisse recht ansehnliches Kleid, doch sie äusserste sich nicht dazu, lächelte nur dankbar. "Nun, dies ist ein öffentlicher Ort, da werde ich Euch kaum verscheuchen dürfen." Wieder ein zaghaftes Lächeln. "Und ausserdem bin ich nur allzu oft allein." Es wäre also in Ordnung, wenn Rhaenyra blieb. "Ich fürchte nur, ich bin keine allzu unterhaltsame Gesellschaft." Zumindest nicht in ihrem momentanen Zustand.
Dann lächelte sie wieder leicht. "Oh, ja, ich kenn die Strasse zufällig. Wenn Ihr möchtet, begleite ich Euch zu dem Gasthaus." Das würde Zerina vielleicht auf andere Gedanken bringen...

"Skagos sagt ihr, ich habe einmal über diese Insel gelesen, faszinierendes Volk wenn ich ehrlich sein darf. Interessante Traditionen, ist es schön dort?", hackte ich ein wenig nach, auch wenn ich Zerina ansehen konnte, dass ihr das Thema Heimat nicht sonderlich gefiel. "Ich komme aus Lys, zumindest lebt meine Familie seit ein paar Generationen dort, davor lebten sie in Meereen, nachdem der alte Freistaat Valyria unter ging.", gab ich preis und lächelte dabei leicht. Die Erinnerungen der schwarzen Stadt blitze in meinem Geist auf, die Überreste einer riesigen Stadt, die von einer Naturkatastrophe bis auf die schwarzen Ruinen ausgelöscht wurde. Dass ich existiere war nur pures Glück. Zerinas Bemerkung bezüglich des öffentlichen Ortes überging ich einfach, in der Hoffnung, dass die junge Frau wusste wie dies gemeint war. Ihre Äußerung, dass sie so oder so oft alleine wäre, nahm ich mit einem Stirnrunzeln war und konnte eine Frage kaum zurück halten: "Verzeih mir die forsche Frage, aber mir scheint, ihr seid Mittelloser als ihr ausseht. Sucht ihr Arbeit?", hoffentlich nahm sie mir diese Frage nicht übel, dennoch war ich besorgt. Gerne würde ich ihr helfen, wenn sie mich denn lässt. Als sie dann sagte, dass sie die Straße der Schwestern kannte, musste ich einfach erleichtert grinsen: "Es wäre schön, wenn du mich führen könntest.", erwiderte ich dankbar und nickte zum Dank. "In dem Gasthaus servieren sie leckere Rebhühner und guten Wein von den Sommerinseln, möchtest du mit mir das Brot brechen?", bot ich ihr an, natürlich wurde ich die Führung nicht ohne Dank annehmen, das gebot mir meine Erziehung. Vielleicht würde die Dunkelhaarige durch gutes Essen und guten Wein ein wenig offener und vielleicht auch ein wenig munterer. "Sollen wir dann?", fragte ich nun, stand auf und sah mich in dem nunmehr erleuchteten Garten um, es gab hier drei Ausgänge und ich war jetzt schon überfordert damit, welchen Weg ich wählen sollte.

edit: tbc: Gasthaus in der Straße der Schwestern

'Interessant'. Ja, das Wort traf es wohl, wobei man es in diesem Falle wohl mit 'barbarisch' gleichsetzen konnte. "Es ist...rau. Die Landschaft ist wundervoll aber das Volk..." Zerina hielt inne, als ihr bewusst wurde dass Rhaenyra die erste Person seit ihrer Ankuft in Westeros war, welcher sie sich ein wenig öffnete. Vielleicht lag es ja daran dass sie eine Frau war und Zerinas bisherige Bekanntschaften aus Männern bestanden. Was sich als nicht förderlich herausgestellt hatte..."Ich bin geflohen, als mich mein Vater verheiraten wollte." sprach sie mit gesenktem Kopf leise weiter. "Einen Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe, sollte ich zum Gemahl nehmen. Er war bereits ausgesucht. Es gehöre sich so, für eine Prinzessin, meinte mein Vater. Aber ich hatte so furchtbare Angst vor diesem fremden Mann, über welchen sich die Menschen in meiner Heimat nur schlimme Dinge erzählen. Ich konnte nicht verstehen, wie Vater mir das antun kann, also habe ich mich eines Nachts hinausgeschlichen und habe ein Schiff nach Westeros genommen. Meine gesamten Münzen habe ich dem Kapitän gegeben, damit er mich nicht verrät. Und nun bin ich eben hier." Zwei Tränen tropften zu Boden und Zerina wischte sich über die Augen, ehe sie den Kopf hob, um Rhaenyra zuzuhören. "Und...ist es hübsch in Lys?" Da standen sie nun. Zwei gestrandete, hm?
Zerina schmunzelte leicht. "Ich verdiene ein wenig mit Nähen, aber im Augenblick läuft es nicht besonders gut." Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, ehe sie, errötend, weitersprach. "Wenn Ihr Arbeit für mich hättet, wäre ich Euch sehr dankbar! Ich mache alles, was Ihr wollt und von mir verlangt! Und wenn ich Euch...Vergnügen bereiten soll, werde ich es versuchen. Ich...ich bin noch unberührt." Nun errötete sie erst recht und war froh, dass sie sich endlich abwenden konnte, um Rhaenyra den Weg zum Gasthaus zu weisen. Zwar hatte sie es hier mit einer Frau zu tun, aber ihr war zu Ohren gekommen, dass Frauen andere Frauen oftmals durchaus nicht abwiesen...Zerina hatte diese Information entsetzt aber sie war ihr nun eben wieder in den Sinn gekommen. "Sehr gern nehme ich Euer grosszügiges Angebot an. Ihr seid wirklich sehr freundlich." lächelte sie leicht, um sich dann in eine bestimmte Richtung zu wenden. "Dort entlang, wenn Ihr mir dann folgen möchtet. Es ist nicht weit, Ihr befandet Euch also bereits auf dem richtigen Weg."

tbc= Gasthaus in der Straße der Schwestern