Das nächtliche Lager

hier ist das Lager das die Reisenden aufschlagen wenn es Nacht wird.

cf= Weisswasserhafen/Marktplatz

Ich staunte über die Behändigkeit, mit der die Männer ein paar der Vorräte herbeischafften, das Feuer neu schürten und alles so herrichteten, wie es sich für ein vernünftiges Lager gehörte. Zumindest nahm ich an, dass ein ordentliches Lager so auszusehen hatte, wie dieses hier. Es wurde bereits dunkel, aber dank des Feuers störte mich dieser Umstand nicht besonders. Schon bald hing der Duft des gebratenen Hasen in der Luft und die Männer scharten sich um das Feuer. Ich zögerte, doch Jon legte sanft seine Hand an meinen Rücken, um mich näher zu ihnen zu dirigieren. Kurz erschauerte ich unter seiner Berührung, entspannte mich jedoch rasch wieder, da sie nicht unangenehm war. Ich bekam ein Stück Brot für mich und einen Apfel für meinen Schecken, und war beinahe gerührt über so viel Fürsorge. "Ich kann mich nur immer wieder bedanken und weiss nicht, wie ich Eure Freundlichkeit je vergelten soll." meinte ich leise und an Jon gerichtet, doch einer der anderen hatte es wohl vernommen, denn die Antwort erfolgte prompt und grinsend. "Och, ich wüsste da schon was..." Gerade als ich mich danach erkundigen wollte, was er meinte, fiel mir die Bedeutung seiner Worte auf, was nicht zuletzt an dem Grinsen lag, und wandte mich errötend ab, um meinem Pferd den Apfel zu geben. So zuvorkommend diese Männer auch waren, sie waren immer noch Männer und mein Vater wäre sicherlich entsetzt wenn er wüsste, wo und in welcher Gesellschaft ich mich befand. Ich beschloss, in der Nacht nicht zu schlafen, sondern lieber wach zu bleiben. Davon, dass ich ohnehin nicht weiter und schon gar nicht zur schwarzen Festung mitgenommen werden sollte, ahnte ich noch nichts. Nachdem ich mich wieder halbwegs gesammelt hatte, setzte ich mich zu Jon, dessen Gesellschaft mir noch am angenehmsten erschien. "Ich kann heute Nacht auf das Feuer achtgeben und wachen, wenn Ihr einverstanden seid. Schlaf werde ich ohnehin nicht finden, fürchte ich." Mein Blick huschte kurz zu den anderen Männern, dann biss ich endlich ein Stück vom Brot ab. Es war nichts besonderes, doch für mich war es in diesem Moment wunderbar.

Nicht doch du kannst in Sams und meinem Zelt schlafen, wir werden ins andere Zelt gehen. Sam setzte schon zum protestieren an doch nachdem ich ihn ansah und nur kurz den Kopf schüttelte fand er sich schließlich damit ab. Da mir bewusst war das keine vier Leute in ein Zelt passten, beschloss ich vor dem Feuer zu nächtigen um so auch zu verhindern, das Zarah etwas zu stößt. Ich vertraute meinen beiden Begleitern zwar aber in der Tatsache das eine hübsche Frau, ganz in ihrer nähe nächtigt, wollte ich doch auf Nummer sicher gehen. Sie hatte sicherlich schon genug durchmachen müssen. Der Hase war bereit verspeißt zu werden und so aßen wir fünf genüsslich an diesem kleinen Tierchen.

Skeptisch wanderte mein Blick zwischen den beiden kleinen Zelten hin und her. "Seid Ihr sicher...?" Aber das war er anscheinend und so wie es schien, wollte er auch keinen Widerspruch zulassen. "Also gut." willigte ich mit einem kleinen Lächeln ein und verkniff es mir dabei, mich ein weiteres Mal zu bedanken. Jemand wollte etwas sagen, das wahrscheinlich wieder anzüglich war, aber ein Blick auf Jon liess den Mann dann doch lieber schweigen. Auch Samwell war schweigsam und ich war froh als der Hase gar war und wir speisen konnten. Viel dran war an dem Tierchen nicht, aber niemand murrte. Offenbar waren diese Männer es gewohnt, nicht viel zu essen zu bekommen, so gab auch ich mich zufrieden. Wer wusste schon, wann ich das nächste Mal eine warme Mahlzeit bekommen würde. Nachdem ich fertig war, wollte ich mich in das mir zugewiesene Zelt zurückziehen, denn vielleicht wollte man ja noch ein wenig Zeit ohne mich verbringen. Ich konnte mir vorstellen, wie lästig ich ihnen sein musste, also wünschte ich allen eine gute Nacht und begab mich in das Zelt.

Nicht mehr lange und auch die drei Männer verschwamden in ihren Zelten. Kurz darauf saß ich allein am Feier und schaute gedankenverloren in die Flammen. Irgendwann legte ich mich auf den Boden und deckte mich zu. Ich konnte jedoch nclicht so recht meinen Schlaf finden. Durch die leichte Brise die wehte raschelten die Bäume immer wieder.Ich hörte wie sich etwas bewegte und hielt meine hand am Griff meines Schwertes, blieb jedoch liegen. Ich sah wie einer der Männer aus dem Zelt schlich und mich aufmerksam beobachtete. Ich tat als schlief ich und er trat weiter vor zu dem zelt des Mädchens, nachdem er anscheinend auch glaubte das ich schlief. Als er fast am zelt angekommen war hielt ich bereits meinen Dolch an seinen Hals und raunte. Niemand fässt die Lady an. Ich hattte ihr versprochen sie vor allem zu beschützen aber anscheinend lag die größte Gefahr bei meinen eigenen Männern. Ich musste zu sehen das ich sie schnellstmöglich von unserer Gesellschaft befreite, denn ich könnte nicht immer da sein.

Schon bald kehre Ruhe in dem kleinen Lager ein, doch Schlaf konnte ich dennoch nicht finden. Meine Gedanken wanderten zu meiner Heimat, nach Skagos. Ob Vater schon nach mir suchen liess...? Ob sie überhaupt auf den Gedanken kamen, dass ich die Insel verlassen hatte...? Und was wohl mit mir geschehen würde, wenn sie mich fanden...? Nun, ich konnte es mir ausmalen.
Gerade als ich mich auf die andere Seite drehen wollte, um mich endlich zum schlafen zu zwingen, vernahm ich Geräusche vor dem Zelt und hielt den Atem an. Was ging dort vor sich? Wurden wir etwa überfallen? Furcht überkam mich und es wäre sicher klüger, hier zu bleiben und mich ruhig zu verhalten, nicht wahr? Aber mein geliebtes Pferd befand sich draussen und ich wollte nicht, dass es gestohlen wurde. So atmete ich tief durch, nahm mir die im Zelt liegende Decke, legte sie um meine Schultern und trat entschlossen aus dem Zelt, auch wenn ich nicht wusste, wie ich die Angreifer davon abhalten sollte, etwas zu stehlen.
Vor dem Zelt befanden sich jedoch keine Räuber, sondern ich sah, dass Jon einen der anderen Männer mit einem Dolch bedrohte. Verunsichert sah ich mit grossen Augen zwischen den beiden hin und her. "Ich kann meine Schuld nicht mehr begleichen wenn ihr euch gegenseitig tötet." meinte ich leise. Auf Skagos war Mord Gang und Gebe. Wer im Weg stand, wurde entfernt, so einfach war das. Dies war einer der Gründe, wegen denen ich von der rauen Insel geflohen war... Ich hatte angenommen, dass hier andere Sitten herrschten, doch anscheinend war dem nicht so. Mein Blick drückte Enttäuschung aus, während ich die Decke fester um meine Schultern zog und mich am Feuer niederliess. Hier war es wenigstens nicht so kalt. Warum mussten sich die Menschen nur immer gegensetig angreifen? Wo lag der Sinn darin? Ich verstand es nicht, doch es machte mich traurig.

Ich entfernte das Messer von dem Hals meines Begleiters und folgte ihr zum Feuer. Ich hätte ihn niemals getötet. sagte ich gedankenverloren während ich ins Feuer starrte. Der Kerl ging wieder in sein Zelt zurück, doch ich ahnte das ich noch mehr Probleme mit ihm bekommen würde solande Zarah bei uns war. Ich wollte sie einzig und allein beschützen, denn niemand hat es verdient so behandelt zu werden. Wir waren Männer der Nachtwache, Männer der Ehre und so sollten wir uns auch benehmen.

Ich sah auf, als ich bemerkte, dass ich nicht mehr allein am Feuer sass. Jon hatte sich zu mir gesellt, der andere war offenbar wieder in seinem Zelt verschwunden. "Er wollte zu mir, nicht wahr? Was wollte er von mir?" Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mir etwas Böses wollte, schliesslich hatte ich ihm nichts getan."Ich stehe immer tiefer in Eurer Schuld und verstehe, dass meine Anwesenheit Ärger bedeutet. Es ist vielleicht besser wenn ich Euch morgen früh verlasse." Auch wenn mir dies widerstrebte und ich nur allzu gern diese ominöse Mauer und die schwarze Festung gesehen hätte. "Erzählt Ihr mir ein wenig von dem Ort, an dem Ihr lebt?"

Ich denke er wollte sich an euch vergehen, aber ich denke er ist nicht der einzige der darauf aus ist deswegen wäre es besser wenn sie bei uns bleiben, denn hier haben sie wenigstens noch Schutz. Es würde für sie schlimmer sein wenn sie ganz allein durch die Straßen zog als im Schutz der Nachtwache zu sein.Du weißt nicht von der Mauer?

Ich warf Jon einen seeeehr befremdlichen Blick zu und zog die Decke, die von meiner Schulter gerutscht war, wieder fester um mich."Er wollte...? Oh, ich verstehe." Ich räusperte mich. "Aber warum? Ich meine, also..." Wie unangenehm! "Ihr begegnet doch sicherlich vielen Frauen." Jon bot mir an, noch zu bleiben und ich nickte zögerlich, in dem Wissen, dass er scheinbar mein einziger Schutz war. Aber weshalb war er anders als die anderen? Hatte er eine Frau? Oder mochte er Frauen womöglich gar nicht? Natürlich waren dies alles Fragen, die ich nicht offen stellen konnte. Ich begann, ihn interessierter zu mustern. Er war gutaussehend, wie mir erst jetzt bewusst auffiel, sein wirres schwarzes Haar lud dazu ein, es berühren zu wollen. Auch war er gut gebaut, soweit ich das beurteilen konnte. Und anscheinend konnte er kämpfen. Jedenfalls schienen die anderen Gruppenmitglieder ihn zu respektieren. Als mir auffiel, dass ich ihn anstarrte, sah ich rasch leicht errötend zur Seite.
Er hakte bezüglich dieser Mauer nach, es verwunderte ihn offensichtlich, dass ich sie nicht kannte. Ich seufzte leise und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. "Du hast mir bislang keinen Grund gegeben, dir zu misstrauen, also werde ich dir etwas verraten. Ich stamme nicht von hier, sondern von der Insel Skagos." Ich hielt kurz schmunzelnd inne. "Keine Sorge, ich esse kein Menschenfleisch, auch wenn einige das wirklich tun." Dann wurde ich wieder ernster. "Ich konnte dort einfach nicht mehr leben, die barbarischen Sitten, das ganze raue Land. Nie die Gelegenheit etwas anderes kennen zu lernen..." Über meinen Stand und besonders darüber, dass mein Vater ein hoher Herrscher der Insel war und demjenigen, der mich zurückbrachte, sicher eine fürstliche Belohnung zukommen liess, sagte ich besser nichts. Während ich geredet hatte, hatte ich nachdenklich in die Flammen geschaut, doch nun sah ich wieder zu Jon. "Ich hoffe, Ihr versteht meine Unkenntnis in vielen Dingen nun ein wenig besser."

Die Männer der Nachtwache leisteten einen Eid nie wieder eine Frau zu nehmen, doch manche halten sich nicht wirklich daran. Ich schmunzelte ein wenig und schaute in die Flammen, ich hatte das Gefühl, das sie mich anschaute, doch ich traute mich nicht zu ihr zu sehen. Ahh...das erklärt einiges. Also die Nachtwache sind die Beschützer der Mauer und die Mauer ist eine Riesige Mauer aus Eis die andere Kreaturen daran hindern soll nach Westeros vor zu dringen. Einige der Wilderer die hinter der Mauer leben schaffen es manchmal trotzdem die Mauer zu überwinden und es ist an uns diese zu finden und zu töten. Die Schwarze Festung ist der Sitz der Nachtwache und wir, sind verstoßene, oder Verbrecher die der Nachtwache entweder aus freien Stücken bei getreten sind oder es getan haben um nicht getötet zu werden für ihre Verbrechen. Die meisten die die Schwarze Festung erreichen, hielten noch nie ein Schwert in der Hand und das wird für sie meist schon nach dem ersten Einsatz zum Verhängnis.

"Aber Ihr haltet Euch an Euren Eid?" Mir fiel selbst auf, wie taktlos diese Frage war und ich senkte rasch den Kopf. "Verzeiht, das war ungehörig von mir." Ich nahm einen neben mir liegenden Stock und stocherte damit in der Glut herum, sodass das Feuer ein wenig heller aufloderte. Dass mir dies überhaupt gelang, wunderte mich, denn ich hatte mich nie zuvor um ein Feuer kümmern müssen. Wir hatten dafür Dienstmädchen. Aber umso besser, so fiel es leichter, ein einfaches Mädchen zu spielen.
Gespannt hörte ich Jon zu, wie er über diese Mauer und die Nachtwache sprach. Jedoch trübten seine Worte mein bisheriges Bild über die Einrichtung doch sehr. "Verbrecher...?" hakte ich nach. Ich begann, mich unwohl zu fühlen. "Aber Ihr tut doch Gutes, wenn Ihr das Land schützt. Wie kann man einen Verbrecher dazu zwingen? Ein wahrer Mörder beispielsweise wird immer und immer wieder morden, und nicht schützen." Ich verstand nicht, wie das Ganze funktionieren sollte. "Trete ich Euch zu nahe, wenn ich frage, weshalb Ihr bei der Nachtwache seid?" Ich befand mich offenbar in ganz "vorzüglicher" Gesellschaft. Mein Vater wäre "entzückt". Doch für mich wurde es immer abenteuerlicher und ich begann, meine Flucht zu geniessen. Zumindest lenkte mich dieses Gespräch von unguten Gedanken ab und nebenbei lernte ich noch etwas neues. "Und es gibt keine Frauen bei der Nachtwache? Weshalb nicht? Bei uns gibt es sehr viele Frauen, die besser kämpfen als mancher Mann. Und jemand muss sich doch auch um die Versorgung kümmern, kochen, waschen, putzen und derlei Dinge." Schmunzelnd und halb scherzend fügte ich hinzu. "Vielleicht werde ich ja aufgenommen. Nur habe ich leider noch kein Verbrechen begangen." Doch mir war bewusst, dass es Wunschdenken war.

Die meisten Männer sterben bei den Einsätzen und die guten Kämpfer werden für anderes Benötigt. Niemand will freiwillig in die kälte gehen, nie wieder mit einer Frau zusammen sein und für sich selbst und andere Sorgen müssen. Deshalb werden die Verbrecher zur Nachtwache geschickt, da ein Mangel an freiwilligen Nachtwächtern herrscht. Sie konnte wahrscheinlich mit meinem Nachnamen auch nicht mehr anfangen also musste ich ihr es ausführlicher erklären. Mein Name ist Jon Schnee, ich bin der Bastard von Eddard Stark dem ehmaligen Herrscher von Winterfell. Ich ging freiwillig zur Nachtwache, genau wie mein Onkel Benjen Stark. Es war mir unangenehm über mein Bastarddasein zu sprechen. Frauen sind bei uns nicht erlaubt da man sie für Ablenkungen hält. Deshalb legen wir auch unseren Keuschheitseid ab, damit wir uns nicht verlieben und somit abgelenkt beim Kämpfen sind oder die Nachtwache verlassen wollen um zu Heiraten oder eine Familie zu gründen. Die meisten Männer besuchen jedoch ein Bordell in der nähe der Schwarzen Festung um ihre Befriedigung zu erhalten. Ich schaute auf ihren Körper, der sehr ansehnlich war und schaute nach einer Weile verlegen ins Feuer.

Abermals hörte ich gespannt zu. Ich hatte viele Fragen, aber beinahe jede erschien mir zu persönlich, daher schwieg ich und hörte nur ruhig zu. "Gäbe es so eine Nachtwache auf Skagos, wären sicher mehr Männer dort als sonstwo. Nur, dass bei uns niemand Gesetze festlegt. Das heisst, es existieren schon welche, aber daran hält sich kaum jemand. Man will nicht schwach erscheinen, bei uns herrscht der, der am stärksten ist." Oder der die meisten Münzen besass.
Als Jon über die Starks sprach, hellte sich meine Miene ein wenig auf, denn mit diesem Namen konnte ich sehr wohl etwas anfangen. "Viele Skagosi ordnen sich dem Hause Stark unter, oder würden es, wenn sie nur dessen Regeln und Gebräuche verstehen würden. Der Name ist bei uns zumindest nicht unbekannt und man begegnet ihm mit Respekt." Was allerdings nicht für mich galt, denn mir waren Häuser egal. Dies teilte ich Jon nur nicht unbedingt mit, denn ich merkte, dass es ihm unangenehm war, über all diese Dinge zu sprechen. "Und...habt Ihr je bereut, der Nachtwache beigetreten zu sein?"
Seine Erklärung dazu, weshalb in der schwarzen Festung keine Frauen erlaubt waren, klang einleuchtend, doch als er ein Bordell erwähnte, spürte ich, dass mir warm wurde und ich erneut errötete. Ich war es nicht gewohnt, über derartige Dinge zu reden, auch wenn sie interessant und fremdartig zugleich auf mich wirkten. Bordelle... So etwas hatten wir auf Skagos nicht, die Männer nahmen sich einfach die Frauen, die sie begehrten, taten mit ihnen, was sie wollten und liessen sie anschliessend entweder laufen oder töteten sie. Ich konnte dankbar sein, so wohlbehütet aufgewachsen zu sein. Damit war es nun vorbei, doch ich empfand keine Reue über meine Flucht. Im Gegenteil, in meinen Kopf schlichen sich nun Bilder und Vorstellungen darüber, wie Jon sich in diesem Bordell vergnügte. Ich fragte nicht, ob er tatsächlich dorthin ging, ich nahm es einfach an. Ein seltsames Gefühl bildete sich in meinem Inneren, welches mein Herz rascher schlagen liess. Ich spürte seine Blicke auf mir, konnte sie beinahe körperlich fühlen und merkte nicht, dass die Decke von meinen Schultern gerutscht war, sowie ein Teil des gestohlenen Kleides, das mir ein wenig zu gross war. Ich fragte mich, ob meine Schuld wohl beglichen wäre, wenn ich ihm anbot... Aber nein! Wie konnte ich so etwas auch nur im Entferntesten denken!
In dem Zelt grunzte jemand, wohl im Schlaf, und ich zuckte zusammen, wurde zurück ins Hier und Jetzt gerissen. Hastig drappierte ich die Decke wieder um meine Schultern, doch Jon hatte seinen Blick bereits abgewandt. Umso besser. "Schlaft ruhig, wenn Ihr möchtet. Ich werde Euch sofort wecken, wenn etwas sein sollte. Versprochen."

Mir steht nicht der Sinn nach schlafen...Es gibt manche Momente in denen ich es schon bereut habe, aber ich bin zufrieden. Ich dachte für einen Moment an Ygritte. °Ob es ihr wohl gut ging?°. Es war gemütlich hier so zu sitzen und zu reden und irgendwie genoss ich es. Mit Arya hatte ich mich damals auch immer gut unterhalten können. Irgendwie vermisste ich die kleine. Witerfell war nun gefallen und ich hatte keine Ahnung ob es jemals wieder auf gebaute wereden würde, vor allem von wem? Rob, Vater, Catlyn, sie alle sind tot. Wo Arya ist weiß niemand und ich glaube gehört zu haben das Sansa Tyrion Lannister geheiratet haben soll.

Ich liess das für ihn augenscheinlich unangenehme Thema dann auch auf sich beruhen und es kehrte Stille am Feuer ein. Jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen, Jon wirkte ein wenig bedrückt, doch ich wagte nicht, ihn darauf anzusprechen. Sein ganzes Wesen, zumindest das, was ich in der kurzen Zeit kennenlernen konnte, strahlte Melancholie aus, dennoch war der junge Mann sicherlich alles andere als schwächlich, was mir auch die Reaktionen seiner Kameraden zeigten.
Es war gut, über ihn nachzudenken, so konnte ich andere, unangenehmere Gedanken verdrängen, jedoch nicht die Müdigkeit, die mich plötzlich übermannte. Ich unterdrückte ein Gähnen und liess mich auf die Seite, in eine liegende Position, sinken. Nur ein wenig die Augen schliessen... Doch kaum hatte ich dies gedacht, sank ich auch schon in Schlaf. Ich träumte von meinem Vater und der grossen Halle in unserer Festung, in welcher er Bewerber um meine Hand empfing, von welchen ich mir einen Mann aussuchen sollte. Ich wollte nicht, wehrte mich, doch sie kamen immer näher auf mich zu, kreisten mich ein und rangen mich nieder, bis ich nur noch Schwärze sah. Dass ich mich im Schlaf unruhig hin und her wälzte und dabei unwillige Laute von mir gab, entging mir natürlich.

Als ich bemerkte das Zarah eingeschlafen war legte ich ihr sanft eine Decke über, damit sie nicht fror. Nach einer Weile wälzte sie sich unruhig hin und her und ich vermutete das sie schlecht träumte. Zögerlich legte ich meine Hand auf ihre Wange und begann sie langsam zu streicheln um sie zu beruhigen.

Ich spürte die Berühung an meiner Wange wohl in meinem Unterbewusstsein und erwachte ruckartig, doch die Schatten meines Traumes verfolgten mich noch, so griff ich, immer noch nicht gänzlich wach, nach der Person, die bei mir sass und zog sie fest in meine Arme. "Ich möchte nicht! Ich will so nicht leben! Mach, dass sie fortgehen!" wisperte ich und bemerkte nicht, dass ich am ganzen Leib zitterte. Nur langsam sickerte in mein Bewusstsein, dass ich nicht mehr schlief, nicht mehr träumte. Eine Stimme ertönte im Hintergrund. "Aha! Das hätte ich mir ja denken können! Der feine Lord Schnee will das Mädchen für sich haben, deshalb durfte ich nicht ran. Aber lasst euch nicht stören, ich geh nur pissen und verschwinde dann wieder." Die Worte genügten, ich war schlagartig hellwach, liess Jon los und starrte ihn mit grossen Augen an. "Wie unangenehm! Ich wollte nicht...das, also ähm...wirklich nicht." Beschämt senkte ich meinen Blick.

Bleib ruhig, du hast nur geträumt. Eigentlich wollte ich fragen was sie geträumt hatte, aber ich vermutete das dies ein Teil ihrer Vergangenheit war, und es erschien mir unhöflich danach zu fragen. Auf das Kommentar eines Meiner Begleiter hingegen verspürte ich nicht im geringsten den drang etwas zu erwidern, so ließ ich diese aussage einfach offen im 'raum' stehen.

"Ja, das habe ich wohl." meinte ich noch immer leicht beschämt und rückte ein Stück weiter von ihm ab. Mir war durch die ungewohnte Nähe warm geworden, auch wenn ich sie nur im Halbschlaf mitbekommen hatte. Im Hintergrund hörte man, dass der Mann wieder ins Zelt kroch, dann kehrte Stille ein. Ich nahm mir vor, nun wach zu bleiben, damit mir so etwas peinliches nicht noch einmal passieren konnte.

Du willst mir nicht zufällig davon erzählen? nun fragte ich doch nach. Ich war einfach neugierig und irgendwie fasziniert mich ihr Leben auf Skagos.

Instinktiv schüttelte ich den Kopf. "Lieber nicht." Seitlich sah ich zu ihm, fing seinen Blick auf und bemerkte, dass ich, für meine Verhältnisse, immer noch viel zu nahe bei ihm sass. So rückte ich noch ein wenig zur Seite, bis der Abstand zwischen uns, meiner Ansicht nach, angebracht war. Ich spürte seine Neugier, und seufzte leise, wobei mir wieder einfiel, dass ich noch immer in seiner Schuld stand. "Ich habe von meiner Heimat geträumt, von meinem Vater..." Ich hielt inne und biss mir leicht auf die Unterlippe. Konnte ich es riskieren, ihm zu sagen, wer ich war? Wenn ich Jon verriet dass ich verheiratet werden sollte, würde er wissen, dass ich hochgeboren war und das durfte er einfach nicht erfahren! Er war ein fremder, wir kannten uns gar nicht und wahrscheinlich würde er mich sofort ausliefern. Weshalb sollte er es nicht tun? Gold konnte diese Nachtwache sicherlich gut gebrauchen, wenn ich mir den Zustand der Kleidung der Männer, und den der Zelte ansah...Ich schluckte hart. "Mein Vater ist ein guter Mann, eigentlich, aber es gibt Dinge, in denen sind wir unterschiedlicher Meinung und ich kann mich einfach nicht fügen. Bitte, fragt nicht weiter, ich kann Euch nichts genaueres sagen." Wieder sah ich zu ihm und diesmal war die Furcht in meinen Augen deutlich erkennbar.

Ich wollte nicht unhöflich erscheinen, es tut mir leid ich habe nicht das recht mehr über euch in Erfahrung bringen zu wollen als mir zu steht. Ich dachte über ihre Wort nach, fragte jedoch nicht weiter. Als ich in den Himmel sah bmerkte ich wie der sich langsam rot verfärbte. Wir sollten noch ein wenig schlafen bevor wir wieder auf brechen.

"Nein nein, seid unbesorgt, Ihr wart nicht unhöflich. Ihr besitzt jedes Recht der Welt, nachzufragen. Gerade nach meinem 'Überfall' auf Euch." Ich spürte, dass ich erneut errötete. Ich hatte ihn einfach umarmt. Einfach so. Das war ungehörig und dumm, schliesslich war ich kein kleines Kind mehr, das sich vor bösen Träumen fürchtete. Mein Blick folgte dem seinen zum Himmel empor und ich nickte auf seine Worte hin, ehe ich mich erhob und die Decke aufhob. "Ja, wer weiss, was mich morgen alles erwarten wird...Also dann." Ich drückte die Decke an mich, lächelte Jon noch einmal ein wenig unsicher zu und begab mich dann wieder zum kalten Zelt, mit der Hoffnung, nicht wieder zu träumen.

Eine Gute Nacht wünsche ich und diesmal angenehmere Träume. Ich lächelte sah ihr noch kurz zu wie sie ins Zelt ging und legte mich dann auf den staubigen Boden. Bald darauf fand auch ich schlaf.

Sprung: nächster Morgen