Thema: 1. Thema von Brienne von Tarth So Aug 24, 2014 11:38 pm
Also hoffentlich hab ich alles richtig verstanden, sodass ich jetzt meinen Text doch noch poste ^-^
Zitat :
Ihr beide spielt ein kleines Mädchen von etwa 8 Jahren, sie lebt in der Gosse.
Du bist allein in Königsmund und es ist Nacht, das einzige was dich begleitet ist deine Strohpuppe, der aber schon ein Arm fehlt. Dir ist kalt und du weißt nicht wo du die Nacht verbringen sollst. Du Vermisst deine Eltern aber weißt nicht wo sie sind, du möchtest gerne mit anderen Kindern spielen aber du kannst keine finden. Während du weiter gehst und ein Lied summst hörst du Schritte und bemerkst einen Schatten um dich herum.....
Es ist Nacht, ich friere. Ängstlich schlinge ich die Arme um Nana. Nana ist die einzige Freundin, die mir geblieben ist, sie ist schmutzig und ihr fehlt ein Arm, aber sie spendet mir Trost, während ich zitternd durch die kalten, steinernen Gassen Königsmunds laufe. Es stinkt nach Unrat und Verwesung und hinter jeder Ecke scheinen Schatten zu lauern, aber ich darf sie nicht näher kommen lassen, sonst bin ich verloren. Wo sind Mutter und Vater? Warum haben sie mich allein gelassen, ohne sich zu verabschieden? Ich blicke in den Nachthimmel auf, aber die Sterne sehen nur kalt auf mich herab. Sie sind so fern… Ob meine Eltern auch so weit weg sind? Ich weiß es nicht. Schaudernd laufe ich weiter und hoffe, dass ich ungesehen bleibe. Wenn ich doch nur stärker wäre, wenn ich doch nur nicht so ein ängstliches, kleines Mädchen wäre, denke ich verzweifelt. Nana sieht mich mit ihren dreckigen Knopfaugen an. Plötzlich wirkt sie so tot, als sei sie nur eine Puppe. Aber ich weiß, dass sie meine Freundin ist, ich habe ja sonst niemanden, niemanden. Die Schatten in meinem Kopf werden immer dunkler. Ich fürchte mich vor ihnen; sie verwandeln alles Schöne in Schrecken. Ich muss sie vertreiben, und so beginne ich zögerlich, ein Lied zu summen. Es handelt vom Frühling und klingt lieblich, selbst hier. Nana hat es mir beigebracht, glaube ich, oder war es meine Mutter? Wieso nur habe ich alles vergessen? Plötzlich läuft mir ein Schauder über den Rücken und mein Lied erstirbt. Sofort summe ich lauter weiter, sonst erdrückt mich die unheimliche Stille. Etwas steht hinter mir, oder…? Ich kneife die Augen zusammen, um nicht zu weinen. Es ist doch nur mein Kopf, der den Schatten macht, es ist nur mein Kopf… Fröstelnd laufe ich weiter, doch das Gefühl, verfolgt zu werden, lässt nicht nach. Meine Schritte werden schneller, mein Singsang hektischer, und ich drücke Nana so fest an mich, dass es schon wehtut. Panik überkommt mich, als ich deutlich das Geräusch von Schritten hinter mir höre. Nein, sage ich mir, das ist nicht wirklich. Die Melodie wird immer lauter, sie soll nur alles andere übertönen, bitte! Angst schnürt mir die Kehle zu, da spüre ich eine kalte Hand auf meiner Schulter. Panisch kreische ich auf und meine Sicht verschwimmt durch die Tränen. Es ist ein Mann, ich weiß es, ein böser Mann, ein böser Mann! Ohne etwas zu sehen, trete ich um mich, aber treffe nichts. Dann schließen sich kräftige Arme um mich und ich werde von den Füßen gerissen. „Nein!“, schreie ich verzweifelt. Ich werde geschüttelt, Nana fällt mir aus der Hand, „bitte nicht“, rufe ich immer und immer zu. Das Gewicht auf meiner Brust droht mich zu erdrücken, und ich kann mein Lied nicht singen ohne Atem. In meinem Kopf rufen Stimmen wirr durcheinander, aber die Melodie ist fort. Nun höre ich nur noch ein Schnaufen und sehe Nana, wie sie dort in der Gosse liegt. Sie ist so leblos, wie ich es wohl bald sein werde, aber sie ist alles, was ich habe, und nun wird sie mir genommen. Kraftlos versuche ich, mich zu befreien, aber es ist vergebens. Nur die Tränen lindern den Schmerz, den ich plötzlich zwischen meinen Beinen spüre, und sie lassen mich erblinden. Es ist mir lieber, wenn ich nicht sehe, was geschieht. Nana ist fort, meine Sinne sind fort, alles ist fort. Ich fühle mich elend und begreife nicht, was vor sich geht. Was tut der böse Mann mit mir? Wieder weiß ich keine Antwort, wie immer. Mir ist, als würde ich nun in einen ewigen Schlaf fallen, traumlos und ohne Zuversicht. Sterbe ich? Mein Verstand ist nichts, ich bin nichts – sterbe ich? Vor mir sehe ich Nana, wie sie in einer Pfütze liegt und gen Himmel starrt, sie beachtet mich gar nicht. Sie entfernt sich von mir, als würde ich weggezogen, alles passiert still. Doch da ist diese Melodie, die ganz leise erklingt, so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich sie mir nur einbilde. Aber…bilde ich mir nicht gerade alles ein? Sterbe ich? „Wo sind Mutter und Vater? Wo sind meine Eltern?“, höre ich mich selber sagen, obwohl ich nicht fühle, dass ich spreche. „Deine Eltern sind tot!“, herrscht eine raue Stimme zurück. Deine Eltern sind tot. Tot. Nana ist tot. Dann muss ich auch tot sein. Etwas Kaltes sticht wie ein Dorn in meine Brust, genau neben mein Herz. Wenn ich noch nicht tot bin, sterbe ich jetzt, das weiß ich. Eis, denke ich, ist nützlich; es schneidet, beißt und gefriert. Was habe ich gestern gehört von diesem Jungen? Der Winter naht. Bedeutet das, dass der Tod für jeden kommt? Aber das ist nichts Neues… Der Schmerz krallt sich meine Seele und durchzuckt meinen ganzen Körper. Wahrscheinlich schreie ich, doch ich höre es nicht, sehe es nicht, spüre nur den kalten Stahl, der sich an meine Kehle legt. Mein warmes Blut heißt ihn willkommen, als er in mein Fleisch schneidet. Die Kälte holt mich, denke ich und seufze. Der Winter naht? … Nun, mein Winter ist bereits gekommen.
Zerina Donagh Handlanger
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Charakter der Figur Lebensleiste: (300/300) Treue: Rosen:
Thema: Re: 1. Thema von Brienne von Tarth Mo Aug 25, 2014 10:06 am
Ich habe die Ehre, das hier bewerten zu dürfen und muss ganz unvoreingenommen sagen: Wow!
Sprache: Ich habe lange gesucht aber finde absolut nichts an deiner Ausdrucksweise auszusetzen, bis auf das Wort 'Eltern', das es so, soweit ich weiss, im Mittelalter und auch bei GoT, nicht gegeben hat/gibt. Falls ich mich irre: Sorry. Aaaaber das kann ich dir kaum 'ankreiden', da dieses Wort auch schon im Aufgabentext selbst auftaucht. Daher:
5/5 Punkten
Inhalt: Wow, wow, wow! Düster, dunkel, kalt, traurig, spannend, tragisch...Dass man SO VIEL aus einer so kleinen Vorgabe machen kann, hätt ich nich gedacht. Und würde ICH auch nie hinkriegen. Einzig die Suche nach anderen Kindern und einem Schlafplatz hätte man etwas ausdehnen können.
4/5 Punkten
Gesamteindruck: Ich bin immer noch geflasht. Beim Lesen hatte ich keine einzige Sekunde lang das Gefühl, der Text sei langatmig, im Gegenteil, obwohl er recht lang ist, fand ich es schade als ich schon beim Ende angelangt war. Ich hab mich gut unterhalten gefühlt, sofern man bei dieser düsteren Thematik von 'Unterhaltung' reden kann. Der Text hat mich mitgerissen und betroffen, und an einigen Stellen sehr berührt, was bei mir nur selten vorkommt. Danke dafür, liebe Brienne. <3