Der Burghof

Meine Wege führen mich, wohin der Wind mich trägt. Stolz und Frei, so lauten die Worte meines Hauses und das bin ich. Ich warf ihr noch einen letzten Blick zu, dann gab ich meinem Pferd die Sporen und verschwand aus Winterfell, wahrscheinlich für immer.

Stolz und Frei...Ich beneidete ihn ein wenig, denn wirklich frei würde ich niemals sein. Mein Vater würde mich suchen und jagen lassen, bis er mich eines Tages gefunden hatte. Und wenn es Jahrzehnte dauerte. Ich sah Will nach, bis er ausser Sicht war, ehe ich mich wieder Jon zuwandte. "Tja, nun sind wir wohl wieder auf uns allein gestellt."

Stolz und Frei...wessen Wahlspruch war das nur gewesen. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Da habt ihr wohlfühlen recht. Ich sah sah an und musste unwillkürlich lächeln. Nun gut ich werde in das nächste Dorf reiten um ein wenig Brot und anderes zu kaufen was wir gebrauchen könnten. Ich hatte noch einige Münzen gefunden die ich in weißwasserhafen nicht ausgegeben hatte. Ich dachte wieder über wills worte nach, Stolz und Frei, es wäre bestimmt ein Segen so leben zu können wie er...aber was redete ich da ich war ein mann der Nachtwache und spätestens in zwei Wochen würde ich wieder zu Mauer zurück kehren, wenn ich dann dort noch nicht als desateur verschmäht wurde.

Bei jedem anderen hätte ich wahrscheinlich nachgefragt, weshalb er nun so lächelte, aber bei Jon unterliess ich es. Er tat es so selten, dass die wenigen Male, wo er lächelte, beinahe wie ein Geschenk waren. Sanft erwiderte ich das Lächeln, in dem Wissen, das richtige getan zu haben, denn Jon schien es mir nicht übel zu nehmen dass ich ihn dazu gebracht hatte, Will zu verabschieden.
Ich nickte. "Wunderbar, ich werde indessen hier weitermachen." Was bedeutete: Putzen. Und anschliessend würde ich MICH 'putzen'. Zeit wurde es.

Ich werde bald wieder zurück sein. ich ging in den Stall und sattelte mein Pferd und ritt in richtung nächster Stadt. Dort kaufte ich ein wenig Brot und ein paar sachen die ich mir noch leisten konnte.

Ich verabschiedete mich von Jon und betrat das Innere des Hauptgebäudes, wo ich nach längerer Suche Eimer und Putzzeug fand. Am Brunnen holte ich Wasser und machte mich an die Arbeit. Viel Staub hatte sich auf den Böden und dem Mobiliar gebildet und schon bald musste ich niesen und war ebenfalls von Staub bedeckt, doch schliesslich war es bereits etwas sauberer als zuvor. Von der ungewohnten Anstrengung schwitzend erhob ich mich und brachte das Putzzeug an den Ort zurück, von welchem ich es genommen hatte. Dann unternahm ich einen Rundgang durch die Feste. Jetzt musste ich ja wohl nicht mehr fürchten, irgendwelchen Eindringlingen zu begegnen, nicht wahr? Auch wenn sich Will als ein netter entpuppt hatte. Ich trat in verschiedene Räume, bis ich in einem verweilte, der offenbar einem Mädchen oder einer jungen Frau gehört hatte. Als ich eine Schranktür öffnete, fand ich Kleider darin und schloss die Türe rasch wieder. Auch ein Badezuber befand ich in dem Raum und ich beschloss, endlich ein wohlverdientes Bad zu nehmen. So holte ich den Eimer erneut und ging mehrere Male zum Brunnen, bis der Zuber gefüllt war. Das Wasser war nicht warm, aber es war besser als nichts. In einer Zimmerecke auf einem Regal fand ich sogar kleine Duftfläschchen, und goss den Inhalt eines dieser Fläschchens ins Wasser. Dann entkleidete ich mich und stieg in den Zuber, setzte mich und genoss die Tatsache dass das Wasser durch meine Körperwärme bald nicht mehr ganz soo kalt war. Herrlich!

Nachdem ich auf dem Markt im Nachbardorf alles nötige eingekauft hatte, ritt ich wieder zurück nach Winterfell. Das Dorf war nicht weit weg gewesen also hatte ich nicht allzu lange gebraucht. Ich ritt in den Hof stieg von meinem Pferd und führte es zurück in den Stall. Nachdem ich ihn abgesattelt, ihm Wasser gegeben hatte und sein Fell ein wenig gebürstet hatte ging ich in die Burg um nach Zarah zu suchen. Ich legte die Lebensmittel auf den Tisch in der Küche und sah mich um. Alles war sauber und langsam nahm das schloss wirklich wieder seinen alten Glanz an, wir würden nicht mehr lange brauchen. Ich suchte Zarah in einige räumen konnte sie jedoch nicht entdecken, als ich hoch ging und an ihrer Zimmertür klopfte antwortete mir niemand und langsam begann ich mir sorgen zu machen.

Während ich mich wusch, summte ich eine leise Melodie aus meiner Heimat und stieg schliesslich aus dem Zuber, wrang mein langes Haar aus und trat zu einer kleinen Kommode, auf welcher eine Bürste lag. Ich kämmte mein Haar, bis es wieder seinen früheren, seidigen Glanz erhielt, dann überlegte ich eine Weile. In mein altes kaputtes, dreckiges Kleid wollte ich ungern wieder hinein, aber ich konnte mich hier doch nicht einfach bedienen! Ich fand ein Leinentuch, in welches ich mich wickelte, um erst einmal die Nässe von meinem Körper zu nehmen. Plötzlich vernahm ich auf dem Gang Geräusche und beschloss, nachzusehen. Jon erwartete ich so rasch nicht zurück. Furcht kroch in mir hoch. Sollte etwa wieder ein Eindringling hier sein?! Leise trat ich auf den Gang und entdeckte Jon, der ein paar Meter entfernt stand und mich offenbar suchte. Unwillkürlich zog ich das Laken fester um meinen Leib, nicht ahnend dass dies durch die Nässe ein wenig duchsichtig geworden war. "Oh, Ihr seid bereits zurück. Ich habe die Zeit genutzt und ein Bad genommen." Offensichtlich!

Ich drehte mich in die Richtung aus der ich ihre Stimme vernommen hatte. Sie stand da, mit nassem haar und diesem durchsichtigen Leinentuch. Mein Kopf sagte mir ich solle weg schauen doch ich konnte nicht. Ihre Brüste waren durch das nasse Tuch gut erkennbar und...ich sah nach unten und räusperte mich. In dem Zimmer aus dem ihr kamt müssten noch ein paar Kleider meiner Schwester Sansa liegen, bedient euch ruhig, sie wird ohnehin nicht mehr hierher zurück kehren. Sie hatte schließlich den Gnom geheiratet, er würde sie nie nach Winterfell zurückkehren lassen.

Weshalb sah er mich so an? So...eindringlich, um dann verlegen seinen Blick zu senken. Als ich an mir heruntersah, erkannte ich den Grund und spürte, dass ich errötete. Rasch versuchte ich, mich zu bedecken, was die Situation nur noch unangenehmer machte. Was Jon jedoch sagte, klang traurig. "Nun gut, habt Dank." Damit verschwand ich rasch wieder in dem Zimmer, aus welchem ich gekommen war, nahm mir das nächstbeste Kleid und zog es an. Es war ein wenig zu eng, aber besser als mein altes. Dann trat ich wieder zu Jon und traute mich nun, wo ich wieder bekleidet war, näher heran. "Darf ich fragen, was mit Eurer Schwester geschehen ist? Ist sie geflohen als Winterfell eingenommen wurde?"

Nein, sie ging mit meinem Vater nach Königsmund und dort heiratete sie vor nicht allzu langer Zeit Tyrion Lennister. Ich hoffte sie konnte mit den Namen etwas anfangen. Nun da sie wieder bekleidet war konnte ich sie ansehen obwohl es immernoch ein wenig unangenehm war.

Lennister...Ja, dieser Name war mir ein Begriff. Laut meines alten Maesters waren die Lennisters die reichste und mächtigste Familie in Westeros. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, also antwortete ich möglichst diplomatisch. "Sicherlich nicht die schlechteste Partie. Ich hoffe, Eurer Schwester wird es mit ihrem Gatten gut ergehen." Er sah mich an und ich erwiderte seinen Blick, doch auch ich spürte noch die vorherige Verlegenheit zwischen uns. Wenn er doch nur nicht so nett wäre! Wenn ich mich doch nur nicht derart zu ihm hingezogen fühlen würde! Dann konnte ich ihn einfach zurechtweisen und tadeln, aber das ging nicht. Nicht so. Ich WOLLTE dass er mich ansah und ich hätte zu gern erfahren, ob ihm gefiel, was er sah. Doch das konnte ich ihn unmöglich fragen, das wäre ungeheuerlich. Allein meine Gedanken waren es bereits und ich musste achtgeben, sie nicht zu unüberlegten Taten werden zu lassen.

Das hoffe ich auch meinte ich Nachdenklich und sah aus dem Fenster. Was ist nun noch zu erledigen? Ich blickte weiterhin aus dem Fenster um sie nicht wieder ansehen zu müssen. Wieso war sie auch so attracktiv, vielleicht hatte Will ja recht und ich sollte...Nein! Was rededete ich da?!. Kam garnicht in Frage..

Ich lächelte ihm zuversichtlich zu und hoffte innerlich dass es seiner Schwester tatsächlich gut haben würde. Zugleich dachte ich an mich selbst. Wäre ich nicht fortgelaufen, wäre ich nun ebenfalls einem Fremden versprochen. Ich erschauerte unwohl bei dem Gedanken und stellte dann fest, dass Jon sich von mir ab- und dem Fenster zugewandt hatte. Mein Blick blieb auf seinem kräftigen Rücken haften und ich versuchte, mir vorzustellen, wie er wohl unter seiner Rüstung aussehen mochte... Ich erinnerte mich daran, wie ich seine Brust berührt hatte, als er verletzt war... was mich wieder zu etwas anderem brachte. Etwas, das mich zurück auf den Boden der Tatsachen holte. Seine Frage ignorierend, trat ich nun neben ihn ans Fenster. "Ich war es übrigens. Ich habe Euch geheilt. Und auch mich." meinte ich unvermittelt und zog das Kleid ein Stück von meiner Schulter, um ihm meinen verheilten Oberarm zu zeigen. Ich schluckte und spürte dass Angst in mir hochkroch, doch nun musste ich es zuende bringen. Auch wenn Jon mich dafür hassen würde. "Ich...ich wusste nicht, dass ich so etwas kann. Ich WILL es nicht können! Das müsst Ihr mir glauben! Ich will keine Hexe sein oder ein Moster oder sonst etwas. Bitte hasst mich nicht..." Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Ein wenig irritiert von ihrer Aussage drehte ich mich zu ihr um. Ich betrachtete ihren Arm, ich hatte es mir ja bereits gedacht. Wieso sollte ich euch hassen Zarah...es ist ein Geschenk das ihr jemanden heilen könnt, ihr wärt eine große hilfe für viele Kriegsopfer. Vielleicht hätte sie auch meinen Bruder retten können wäre sie dort gewesen...

Ich schüttelte den Kopf, sodass mein noch feuchtes Haar flog. "Nein, Ihr versteht nicht. Wer sagt denn, dass es eine gute Gabe ist und dass nicht noch schlechte in mir lauern? Eine sehr alte, sehr weise Frau in meiner Heimat sagte einmal, dass überall dort, wo Gutes herrscht, auch schlechtes ist. Es sucht sich seinen Platz, immer und überall. Und eines Tages, wenn niemand damit rechnet, bricht es hervor und vernichtet das Gute. Ich habe Angst, Jon. Angst vor mir selbst." Unwillkürlich war ich näher an ihn herangetreten und krallte meine Hände hilflos auf Brusthöhe in das Leder seiner Rüstung, während meine Augen weiterhin schimmerten. Ich wollte nicht so sein! Ich wollte nicht irgendwelche 'Gaben' besitzen. Alles, was ich jemals wollte, war ein einfaches Mädchen sein. Nicht mehr und nicht weniger.

Du kannst nicht wissen was dich erwartet, dennoch solltest du das Beste aus deiner Gabe machen, du könntest Leben retten und Menschen vor dem Tod bewahren. Solange du kannst solltest du dir deine Gabe zu nutzen machen. Reite nach Süden wenn das hier getan ist, der Norden ist ohnehin nicht mehr Sicher hilf in den Kriegsgebieten so gut du kannst, lass die als Pflegerin ausbilden. Tu das Richtige Zarah. Ich lächelte und stirch ihr sanft eine Träne von der Wange. Wahrscheinlich würde ich morgen schon wieder abreisen und dann würden sich unsere wege trennen.

Ich hörte ihm zwar zu, doch breitete sich Entsetzen in mir aus, als ich seine Worte vernahm. So viele Emotionen und Gedanken wirbelten in mir durcheinander doch einer war der vorherrschendste: Er wollte mich fortschicken. Mir war bewusst dass er zur Nachtwache zurückkehren musste, doch hatte ich es bisher verdrängt. Ich wollte ihn nicht verlassen, ich konnte es nicht! Denn dann würde ich ihn niemals wiedersehen. So schüttelte ich langsam und traurig den Kopf. "Nein. Das geht nicht. Ich möchte nicht, dass es jemand erfährt." Ich wollte nicht, dass irgendwelche Heiler ankämen, um an mir herumzupfuschen, um festzustellen, wie ich an diese Gabe gelangt war...Ich wollte kein Forschungsobjekt sein. "Und ich möchte nicht, dass Ihr geht und mich allein lasst. Wer soll mich denn dann schützen?" Ich versuchte ein Lächeln, doch es misslang kläglich. Als ich dies bemerkte, nahm ich seine Hand von meiner Wange und hielt sie in meiner. "Das Richtige wäre gewesen, gar nicht erst fortzulaufen." Ich machte doch immer alles falsch.

Ich weiß zwar immernoch nicht wovor ihr weg lauft Zarah aber im Norden wird es schon bald nicht mehr sicher sein. Von der Mauer kommt bösses, und es wird keine überlebenden lassen. Ihr müsst in den Süden nur da seit ihr sicher. Wenn ihr wollt, reitet nach Königsmund und sucht meine Schwester auf, sie kann euch das Leben schenken, welches ihr verdient. Ich blickte in ihre Traruigen Augen, was auch mich mit unendlicher Trauer erfüllte.

Es war wohl langsam an der Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken, nicht wahr? Schweigend und mit gesenkt gehaltenem Kopf vernahm ich seine Worte, wusste dass er es im Grunde nur gut mit mir meinte, so wie er es vom ersten Tag unserer Begegnung an, getan hatte und doch spürte ich, tief in mir dass es falsch wäre, fortzugehen. Nach allem, was wir gemeinsam erlebt und durchgestanden hatten... Schliesslich hob ich meinen Kopf wieder und zwang mich, Jon geradewegs in die Augen zu sehen. "Mein Name lautet Zerina, nicht Zarah. Mein weiterer Name wäre auf Westeros das Haus, Donagh, doch auf Skagos machen wir uns nicht viel aus Häusern, wohl aber aus Titeln..." Ich holte tief Atem, ehe ich fortfuhr. "Ich bin die Prinzessin von Skagos. Nicht von ganz Skagos, aber doch einem nicht geringen Teil...Ich wollte nicht, dass Ihr es jemals erfahrt, wollte vielmehr dass Ihr mich gleichberechtigt behandelt und nicht wie einer höher gestellte." Die Trauer, die ich in seinen unergründlichen dunklen Augen erkannte, schnitt mir tief ins Herz und kurzerhand schloss ich ihn einfach in meine Arme und drückte ihn an mich, wobei ich Mühe hatte, meine Tränen zu unterdrücken. "Ich werde gehen, gleich morgen früh, wenn dies Euer Wunsch ist."

Ich schaute in die leere zwar erwiderte ich ihre Umarmung, dochnahm sie garnicht richtig war. Die ganze Zeit über hatte sie much angelogen... wenn slbsr ihr name falsch war was hatte sie dabn überhaupt gesagt, was der Wahrheit entsprach. Natürlich war sie aus skagos geflüchtet und musste sich selbst schützen aber wenigstens als ich sie fragte damals im wald bevor ich angegriffen wurde, hätte sie mir die Wahrheit sagen können. Ich war nicht sauer auf sie nur enttäuscht und wusste nicht so recht was ich sagen sollte.Es steht euch frei zu tun und zu lassen was ihr wollt und wann ihr es wollt Zerina. Wenn sie wollte konnte sie auch hier bleiben im Moment war es mir gleichgültig was sie tat. In meinem Kopf ging alles drunter und drüber, ich wollte sie nicht verlassen und doch wusste ich das es zeit war. Sie hatte mich die ganze Zeit über belogen aber doch war uch nicht sauer. Diese große Enttäuschung machte sich in meinem ganzen Körper breit und ich flüchtete in mein zimmer damit sie das nicht sah. Bei offener Tür begann ich meune Sachen zu packen denn auch ich würde zur Mauer zurück reiten, und das schon bald wie es aussah.

Er erwiderte meine Umarmung, aber ich spürte, dass sie nicht von Herzen kam, so liess ich ihn recht bald schon los und trat verlegen einen Schritt zurück. Als ich in seine Augen sah, erkannte ich die Enttäuschung darin und abermals verspürte ich Schmerz. "Ich..." begann ich leise, um auf seine Worte zu antworten, doch er wandte sich um und verliess den Raum. Ich schluckte meine Tränen hinunter und folgte ihm, blieb in der offen stehenden Tür stehen und sah ihm eine Weile schweigend beim Packen zu, ehe ich leise und sanft sprach. "Jon...Es tut mir leid, Euch weh getan zu haben. Das lag nicht in meiner Absicht, aber ich werde höchstwahrscheinlich gesucht. Mein Vater wird meine Flucht nicht einfach hinnehmen. Ich sollte verlobt werden, mit einem Mann, den ich niemals zuvor gesehen habe. Ja, ich weiss, dass dies so üblich ist, aber...ich wollte nicht unglücklich sein. Nicht eingesperrt. Daher bin ich geflohen. Wenn sie mich finden, werden sie mich nicht einfach nur zurückbringen, nein, sie werden mich töten. Mein Vater liebt mich, das weiss ich, aber er würde eine derartige Schmach nicht einmal von mir hinnehmen." Hörte Jon mir überhaupt zu? Ich war mir nicht sicher, also trat ich nun entschlossen in den Raum und zu ihm, fasste seinen Arm grober als beabsichtigt und drehte ihn zu mir herum, sodass er mich ansehen musste. "Ich dürfte eigentlich noch nicht einmal mit Euch sprechen, da Ihr, wenn es nach meinem Vater ginge, unter meiner Würde seid. Mir jedoch ist so etwas egal, mir bedeuten Stände und Titel nichts. Ihr wart der erste Mensch, den ich hier in Westeros traf, der nett zu mir war. Der mich so gesehen hat, wie ich gesehen werden möchte. Als einfache Frau, nicht als holde Prinzessin. Und das werde ich Euch niemals vergessen, Jon Schnee." Damit liess ich seinen Arm los und stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm ein kaum merkbares Küsschen auf die Wange zu hauchen. Wieder beschleunigte sich mein Herzschlag auf diese ungewohnte Weise und langsam ahnte ich, was es war, das ich empfand. Doch ich wollte es nicht wahrhaben. Es durfte nicht sein! Langsam wandte ich mich ab und ging mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer.

Geduldig lauschte ich ihren Worten, packte aber weiterhin meine Sachen. Sie hatte recht, und ich war ihr nicht böse und doch war ich trotzdem enttäuscht. Als sie das Zimmer verlies ging ich ihr hinterher und hielt sie fest. Sie drehte sich zu mir und ich Küsste sie. Der Kuss dauerte nicht sehr lange doch ich glaubte das sie verstanden hatte was ich damit ausdrücken wollte.Lebt wohl, Zerina. Ich warf ihr noch einen letzten Blick zu, dann ging ich schnell runter in den Stall um mein
Pferd für die reise fertig zu machen.

Er antwortete nicht, mit keiner Silbe, dabei wollte ich doch nur, dass er mich verstand, auch wenn ich mir bei Weitem nicht sicher war, ob mein Verhalten richtig war. Ich hatte ihn doch nicht belügen wollen, aber ich wusste eben auch nicht, ob ich ihm trauen konnte. Bis jetzt. Ich verliess den Raum und wandte mich verwundert um, als ich aufgehalten wurde. "Jon..." Weiter kam ich jedoch nicht, denn im nächsten Augenblick spürte ich seine Lippen auf den meinen. Ich erstarrte und hielt den Atem an, während mein Herz sich beinahe überschlug. Doch gerade als ich endlich den Mut fassen und den Kuss erwidern wollte, endete er. Dass Jon mir Lebewohl sagte, bekam ich kaum mit. Ich stand einfach nur da, unfähig etwas zu sagen, während tausend fremde und neue Gefühle durch meinen Körper rasten. Er hatte mich geküsst. Einfach so! Niemals zuvor war ich geküsst worden...Ich schluckte hart und riss mich endlich aus meiner Lethargie, nicht wissend, ob ich lachen oder weinen sollte. Jon war fort und ich wusste, wenn ich ihm jetzt folgte, würde ich ihn nie mehr gehen lassen können. Ich tat es nicht, sondern nahm mir vor, zu warten, bis er Winterfell verlassen hatte, ehe ich ebenfalls gehen würde. Nach Süden. Dorthin, wo der Krieg tobte. Ich wusste, dass ich nicht lebend zurückkommen würde.

Im Stall angekommen sattelte ich mein Pferd, belud es mit meinen Sachen und ein wenig Proviant und stieg dann auf. Noch einmal blickte ich auf mein geliebtes Winterfell zurück. Das war wohl das letzte mal das ich es sah. Das ich SIE sah. Ich gab meinem Pferd die Sporen und es preschte los bevor ich es mir doch noch anders überlegte. Das letzte was ich noch von Winterfell sah war der dunkle Schatten an dem ich vorüber zog.